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Haben manchmal auch Spaß: Black Rebel Motorcycle Club. Foto: Tessa Angus
Haben manchmal auch Spaß: Black Rebel Motorcycle Club. Foto: Tessa Angus

Album der Woche: Black Rebel Motorcycle Club – Wrong Creatures

Die falschen Kreaturen

Lederjacken, Sonnenbrillen, ein schwerer Sound zwischen Psychedelic-Rock, Blues und Americana – das ist der Black Rebel Motorcycle Club. Seit 20 Jahren macht das Trio aus Kalifornien Musik. Ihr neues Album heißt „Wrong Creatures“ und Schlagzeugerin Leah Shapiro hat uns erklärt, wer die falschen Kreaturen sind.

Mit ihren schwarzen Stiefeln, schwarzen Jeans und der Sonnenbrille im Gesicht könnte Leah Shapiro tatsächlich Mitglied der Motorradgang sein, nach der sich ihre Band benannt hat. Aber sie fühle sich heute gar nicht wie die coole Rockerin, die sie verkörpert, sondern eher wie eine „wrong creature“, sagt die 35-Jährige lachend. Der Albumtitel Wrong Creatures sei aber offen für Interpretationen, an manchen Tagen können damit auch alle Anderen gemeint sein.

Nicht die Schnellsten

1998 gründen Bassist Robert Levon Been und Gitarrist Peter Hayes die Band in der Nähe von San Francisco, zunächst unter dem Namen The Elements. Als sie feststellen, dass es schon mehrere Bands gleichen Namens gibt, entscheiden sie sich für Black Rebel Motorcycle Club oder kurz B.R.M.C. So heißt auch das erste Album, das 2001 erscheint und sie als Teil des Garage Rock-Revivals der frühen Nullerjahre etabliert. Nachdem Drummer Nick Jago die Band 2008 verlässt, übernimmt Leah Shapiro das Schlagzeug bei BRMC. Aber auch wenn sie kein Gründungsmitglied ist, fühlt sie sich schon lange nicht mehr wie „die Neue“, sagt Shapiro.

Am Anfang musste ich die Songs schnell lernen und Nicks speziellen Stil imitieren, damit Rob und Pete sich nicht zu sehr umgewöhnen mussten. Denn die nächste Tour stand an und es war sehr wenig Zeit. Das ist heute natürlich nicht mehr so. Ich achte bei Konzerten immer noch sehr auf die Dynamik zwischen uns, aber das sollte man eigentlich immer. Ich bin mir bewusst, dass es die Band schon gab, bevor ich dazu gekommen bin und ich respektiere das. Aber heute sind wir eben ein wenig anders, als vorher.

2014 wird bei Shapiro die sogenannte Chiari Malformation diagnostiziert, eine Funktionsstörung des Gehirns. Sie muss operiert werden. Ihre Bandkollegen haben derweil mit psychischen Problemen zu kämpfen. Die Arbeiten am neuen Album verschieben sich gezwungenermaßen, aber sie seien ohnehin nicht die Schnellsten, meint sie.

Wir nehmen uns viel Zeit für‘s Schreiben und jeden anderen Aspekt des kreativen Prozesses. Wie lange das am Ende dauert, lässt sich vorher schwer abschätzen. Ich mag das, aber es ist eben nicht das schnellste Arbeiten. Außerdem habe ich mich zu der Zeit noch von meiner Operation erholt. Deshalb musste ich bestimmte Dinge anpassen bzw. neu lernen. Wir haben zum Beispiel immer sehr lange gejammt und daraus sind irgendwann neue Songs entstanden. Aber acht Stunden am Schlagzeug sitzen – das muss man erstmal durchhalten.

Düster aber gut gelaunt

Das achte Album Wrong Creatures vereint bluesigen Rock‘n‘Roll, ausufernde Psychedelia und knarzende Americana – also alles, was man im Laufe der Zeit an BRMC zu schätzen gelernt hat. Stampfende Schlagzeugbeats, mächtige Gitarrenriffs und ein dröhnender Bass werden gelegentlich mit gezupften Saiten eines Flügels oder Synthesizer-Einsprengseln ergänzt.

Die Texte bieten, genau wie der Albumtitel, Raum für Interpretation. Er habe viel über den Tod geschrieben, sagt Gitarrist Peter Hayes. Aber für ihn sei das gar nicht so düster, wie es sich vielleicht anhört, es habe auch eine humoristische Seite. Die tendenziell schwermütigen Texte, das Motorradgang-Image und die nicht gerade leichtfüßige Musik haben aber auch dazu geführt, dass BRMC immer wieder als dauerhaft schlecht gelaunt dargestellt werden. Ein Bild, dem Leah Shapiro widerspricht.

Wir sind bei weitem nicht so schlecht drauf, wie viele Leute glauben. Das ist zum Teil auch unsere Schuld, man kann sich so leicht missverstehen. Aber ich kenne Peter und Robert mittlerweile sehr gut und kann nicht verstehen, dass geschrieben wird, wir wären so düster. Natürlich können wir ernst und auch etwas schüchtern sein und uns in bestimmten Situationen ungeschickt verhalten. Aber das geht doch vielen Leuten so. Das bedeutet nicht, dass man nicht auch Spaß haben und sehr albern sein kann.

Spaß hin oder her – düstere Musik hat ja bekanntlich auch etwas Tröstliches. Vor allem an Tagen, an denen man sich mal wieder wie eine „wrong creature“ fühlt.

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