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Album der Woche: Bombay Bicycle Club – Flaws

Die Crux des Jungseins einer Band besteht darin, dass man entweder nicht ernst genommen wird oder nach einem abgefeierten Debüt an den hohen Erwartungen zu zerbrechen droht. Mit dem Album „I Had The Blues But I Shook Them Loose“ machten die Jungspunde der Band Bombay Bicycle Club ordentlich Wind. Nun haben sie auch einen Schulabschluss und überraschen auf ihrem Nachfolgealbum mit einer 180-Grad-Drehung.

Es gehört schon ein bisschen Mut dazu, sein Album „Flaws“ – also „Mängel“ – zu nennen. Man denke nur an die wortspielverliebte Musikjournaille, die derlei Steilvorlagen stets dankbar aufgreift. Auch ziemlich mutig ist, dass Bombay Bicycle Club für Flaws mal eben ihr bisheriges Bandkonzept über den Haufen geworfen haben. Die E-Gitarre haben sie gegen die Akustik-Klampfe getauscht, die Schlagzeug-Stöcke gegen Schlagzeug-Besen.

Man kann es als cleveren Schachzug auslegen: Bombay Bicycle Club haben als blutjunge Band ein gefeiertes Debüt abgeliefert und damit die Messlatte hochgelegt. Doch entgegen aller Erwartungen knallen sie der Meute nun ein reduziertes Akustik-Album vor den Latz, das auf den ersten Eindruck so rein gar nichts mit dem hippen, jungen Indierock des Vorgängers zu tun hat. Es klingt mehr nach abgeklärtem Folk und einem hörbaren Einschlag der elterlichen Plattensammlung. Allen Kritikern die der Band rieten, erst mal die Schule abzuschließen, nehmen sie damit den Wind aus den Segeln. Und trotz all der Reife, die in den neuen Song mitschwingt, schimmert hier und da noch die unbekümmerte Jugendlichkeit der vier Engländer durch. In Bildern gesprochen mimen Bombay Bicycle Club auf Flaws so was wie einen Nick Drake mit Zahnspange.

„It’s not Folk“ sagte Sänger Jack Steadman jüngst in einem Interview mit dem Guardian. Er habe dann immer das Bild des lahmen Songwriters vor Augen, der im Obergeschoss eines Pubs seine furchtbaren Songs spielt. Tatsächlich sind die Songs auf Flaws frisch und alles andere als lahm. Ivy & Gold prescht mit einem munteren Train-Beat voran, Rinse Me Down entzückt mit filigranen Gitarren-Pickings und der Titeltrack kommt als bittersüßes Duett mit der Sängerin Lucy Rose daher.

Während andere Bands gerne mal Akustik-Versionen bereits bestehender Songs aufnehmen, so sind die Songs auf Flaws größtenteils Teil neu und extra für das Album geschrieben worden. Nur einmal zitieren sich Bombay Bicycle Club selbst, in der Akustik-Version von Dust On The Ground, im Original ein hymnischer Rocksong, der in seinem neuen, nackten Gewand sogar noch eine Spur intensiver wirkt.

Aufgenommen hat die Band das Album zum Teil in einer Kirche. Fixe Ideen wurden sofort aufgegriffen und ohne großes Zögern eingespielt. Der Song Ivy & Gold etwa entstand innerhalb einer halben Stunde. Manchmal ist die spontane, erste Idee eben die beste. Das ganze Album wirkt auf diese Weise locker und frei von der Leber gespielt. Wer trotzdem den alten, rockigen Bombay Bicycle Club vermisst, der muss sich immerhin nur noch bis Anfang 2011 gedulden. Dann nämlich erscheint schon das nächste Album der Londoner, auf dem wieder richtige Schlagzeug-Stöcke und E-Gitarren zum Einsatz kommen werden.

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