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Album der Woche: Dillon – This Silence Kills

Die heute 23-jährige Sängerin Dillon hat schon vor fünf Jahren am heimischen Klavier eigene Songs komponiert. Ihre ersten Aufnahmen veröffentlichte sie auf Youtube. Das kam so gut an, dass auch der Schritt auf die Bühne nicht mehr lange auf sich warten ließ. Ein paar Dutzend Videos und Konzerte später veröffentlicht die Wahl-Berlinerin nun ihr erstes Album.

Wenn Stille töten könnte, dann wäre This Silence Kills, das erste Album von Dillon, ein gesuchter Serienmörder, der jüngst zwölf Mal zugeschlagen hat. In Form von zwölf stillen Songs; ruhig erzählte Pop-Miniaturen, die hin und wieder die Ruhe durchbrechen und wild um sich schlagen, um im nächsten Moment wieder in sich zusammenzufallen. Im Zentrum dieser fragilen Kompositionen steht Dillons Stimme. Die klingt manchmal kindlich und verspielt, manchmal aufbrausend und destruktiv, erinnert hier und da an Lykke Li und Miss Li.

Tip Tapping ist eine dieser sonderbar reduzierten Miniaturen. Hier wird Dillon eigentlich nur von einer Tuba begleitet. Im Hintergrund sind kaum wahrnehmbare Stimmen und Schritte zu hören, ab und zu spielt das Schlagzeug einen Tusch, bis schließlich ein Chor einstimmt in das Mantra, das von den Geräuschen eines nächtlichen Spaziergangs durch den Park erzählt.

Dillon heißt eigentlich Dominique Dillon de Byington und kommt aus Brasilien. Mit vier Jahren nahm ihre Mutter sie mit nach Köln. Ihre ersten selbstkomponierten Lieder spielte Dillon vor laufender Heimkamera. Die Videos veröffentlichte sie auf Youtube, wie man das als Kinderzimmermusiker heute eben so macht. Die meisten dieser Videos verschwinden im Netz-Nirvana, Dillon aber wurde erhört und fand sich kurz nach ihrem Abitur auf der Bühne wieder. Ihre ersten Konzerte spielte sie mit Klavier, Laptop und Megafon.

Obwohl laut Dillon die Live-Umsetzung zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz ausgereift war, erntete die jetzt in Berlin lebende Sängerin schon in der Frühphase viele Lorbeeren, unter anderem von Tocotronic, die Dillon leztes Jahr ins Vorprogramm ihrer Tour einluden. Bei Dillons Konzerten tummelten sich schon früh Schriftsteller und Plattenfirmen-Menschen im Publikum. Dillon war Thema im Feuilleton, bevor sie auch nur einen einzigen Song offiziell veröffentlicht hatte.


An einem Lied schreibe sie gerade mal 20 Minuten, sagt Dillon, dann steht das Grundgerüst. Dieses aber zu einem wirklich fertigen Songs auszuarbeiten dauere wesentlich länger. Vom ersten Konzert bis zur Veröffentlichung ihres ersten Albums sind nun viereinhalb Jahre vergangen. Perfektioniert hat sie ihre Songs in dieser Zeit zum Glück nicht. Viel eher hat sie sich das Unperfekte bewahrt, das so viele an ihrer Musik schätzen.

This Silence Kills ist ein ungeschminktes und launiges Album, das auch mal nichts zu sagen hat, wie im siebten Song auf dem Album, das ohne Titel und Text auskommt. Und gerade dann, wenn man sich in der düsteren Schönheit der Dillon-Songs im Sicheren wiegt, lauert hinter der nächsten Ecke ganz sicher ein Geräusch, eine Stimme, eine Dissonanz, die einen hinterrücks überfällt und zur Strecke bringt.

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