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Album der Woche: Efterklang – Piramida

Eine verlassene, langsam aber sicher verottende Siedlung, irgendwo auf Spitzbergen – jener Inselgruppe zwischen dem norwegischen Festland und dem Nordpol – dorthin hat es im letzten Jahr die dänische Band Efterklang verschlagen. In dieser Geisterstadt sind die Ideen für ihr viertes Album entstanden. „Piramida“ heißt das Ergebnis.

Album der Woche: Efterklang – Piramida 05:46

Efterklang sind eine außergewöhnliche Band. Den drei Dänen ist es in den letzten vier, fünf Jahren vor allen mit ihren Alben Parades und Magic Chair gelungen, sich eine ganz eigene Nische zu schaffen. Efterklang machen feingeistigen orchestralen Pop, geschickt gepaart mit einigen Elektroniksounds. So verzaubern sie ihre Zuhörer, egal ob live oder von CD. Auf der Bühne sind sie meist mit sieben oder acht Musikern zu erleben, manchmal gar mit Orchester. Die Songs entstehen hingegen in einem ganz kleinen Kreis. Den Bandkern bilden Casper Clausen, Rasmus Stolberg und Mads Brauer, der berichtet, wie alles begann:

Rasmus ist mir zusammen in Kindergarten gegangen, danach gingen wir zusammen in die Schule. Wir kennen uns also seitdem wir fünf oder sechs sind. Mit elf oder zwölf haben wir dann begonnen zusammen in Bands zu spielen, alberten zusammen rum und spielten Beatles-Cover und so. Mit 15 sind wir dann auf die High School. Die war 15 km von unserem Heimatort entfernt. Dort lernten wir Casper kennen und begannen Musik zu machen.

Danach ging es für die drei jungen Dänen 150 Kilometer weiter, in die Hauptstadt Kopenhagen. Vom Proberaum aus bahnten sich Efterklang über die Jahre ihren Weg auf große Bühnen. Als 2010 ihr drittes Album Magic Chair erschien, hatten sich die Dänen zu einer weltweit bekannten Independent-Band gemausert. Für das vierte Album war es Stollberg, Clausen und Brauer essentiell, wieder etwas Neues auszuprobieren.

Uns ist es wichtig, uns weiter zu entwickeln. Mit jedem neuem Album versuchen wir neue Territorien zu erobern. Nachdem »Magic Chair« die Platte war, die wir gemeinsam und sehr direkt als Band eingespielt hatten, wollten wir das neue Album mehr am Rechner entwickeln. Das war die eine Sache. Die andere Sache war eine E-Mail, die wir auf der »Magic Chair«-Tour von einem schwedischen Filmemacher erhielten. Er hatte uns Bilder von der Insel Pyramiden geschickt. Wir waren total angefixt von den Bildern. Die waren so aufregend!


Efterklang waren davon so beeindruckt, dass sie sich aufmachten, die Insel zu besuchen. Pyramiden – eine verlassene Bergarbeitersiedlung am Nordpol, die unter russischer Verwaltung steht. Eine Reise nach Pyramiden lässt sich aber nicht so einfach im Reisebüro buchen. Sie versuchten, die entsprechenden Genehmigungen zu bekommen. Eines Tages meldete sich die russische Botschaft. Ein deutscher Dokumentarfilmer hatte den gleichen Plan und sogar eine Boot organisiert. So nutzten Efterklang im Sommer 2011 die einmalige Möglichkeit, für einige Tage die Geisterstadt mit mobilem wie batteriebetriebenem Aufnahme-Equipment zu erkunden.

Es ist echt verrückt. Ich hab noch nie so etwas Ähnliches gesehen. Es ist so rau und brutal. Nur Felsen und Eis. Es gibt kaum Pflanzen, lediglich etwas Rasen, den die Russen angepflanzt haben. Es ist eine ganz andere Welt. So brutal, aber auch so schön. Es sah auch jeden Tag anders aus, ein besonderer Ort.

Auf der Insel entstanden über 1000 ungewöhnliche Sequenzen. Dafür kletterten die drei Dänen zum Beispiel in leere Öltanks, die laut Brauer allesamt total unterschiedlichen schwingen und klingen. Auch den Klang eines verstimmten Pianos nahmen sie auf, das sie Konzertraum des Sport- und Kulturzentrums auf der Insel vorfanden. Im neuem Studio, das sich Efterklang übrigens in Berlin Weißensee eingerichtet haben, entstand auf der Grundlage der gemeinsamen Aufnahmen und Erfahrungen dann das vierte Efterklang-Album Piramida.

Efterklang schreiben mit Piramida ihre eigene Geschichte als leicht schrullige aber dennoch eingängige Soundpiloten konsequent weiter. Manch ein Hörer könnte das durchweg ruhige Album nach dem euphorischen und abwechslungsreichen Vorgänger vielleicht zu eintönig finden, aber in dieser gewissen Monotonie, die sich konsequent durch Piramida zieht, liegt zugleich eine besondere Stärke. Die Stimmung ist von der ersten bis zur letzten Sekunde nicht überbordend und doch ganz speziell. Eine Band, die gemeinsam eine Geisterstadt am Nordpol besucht, nimmt danach halt kein total fröhliches Popalbum auf und das ist auch gut so!

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