Das Album der Woche wird präsentiert von Dockin. Promo-Code: detektor.fmDockin10
Die Dualität an Maria Magdalena habe sie gereizt, sagt Tahliah Barnett alias FKA Twigs im Interview. Maria Magdalena ist eine Figur aus dem Neuen Testament, wo sie als Begleiterin Jesus‘ beschrieben wird, die auch Zeugin seiner Auferstehung war.
Ich beschreibe sie als die jungfräuliche Prostituierte. Sie war neu, sie war frisch, innovativ, sie hatte Macht, und doch war sie eine Verführerin, jemand, der sich seiner Sinnlichkeit vollkommen bewusst war. Diese Vorstellung hat mir sehr geholfen, als ich in den letzten Jahren eine ganz schlimme Zeit hatte. Die Vorstellung, dass wir Frauen beides sein können: Eine Jungfrau und eine Hure. Eine Art heilige Prostituierte.
Trennung und OP
Die schlimme Zeit war vor allem von zwei Dingen geprägt: der Trennung von Schauspieler Robert Pattinson und einer Gebährmutter-OP. Für jemanden, der es gewohnt ist, immer volle Kontrolle über seinen Körper zu haben, war diese Phase der Verletzlichkeit und Schwäche schwer auszuhalten. Diese einschneidenden Erlebnisse verarbeitet FKA Twigs auf ihrem zweiten Album „Magdalene“. Dafür hat sie gleich eine ganze Armee von Produzenten verpflichtet, mit dabei sind unter anderem Nicolas Jaar, Oneohtrix Point Never und Skrillex.
Entsprechend vielfältig ist die Musik: von pastoralen Kompositionen über zerstückelte Elektronik-Sounds, Ambientflächen, Industrial-Lärm und Songs, die an die Kunstlieder Kate Bushs erinnern. „Magdalene“ ein Trennungsalbum zu nennen, wäre zu kurz gegriffen, aber ein Song wie „Thousand Eyes“ erzählt verschlüsselt davon, wie es sich angefühlt haben muss, ständig unter Paparazzi- und Fan-Beobachtung zu stehen. Aber es geht auch um Selbstermächtigung, wie z.B. in „Holy Terrain“.
‚Holy Terrain‘ war der letzte Song, den ich für das Album geschrieben habe, und das hört man auch. Im Video kommen alle diese Frauen zusammen und manifestieren diese Energie, diesen Gedanken, dass es einen Partner für uns geben kann, der stark und großartig und selbstbewusst ist, und trotzdem damit klarkommt, eine ebenbürtige, genauso großartige Partnerin an seiner Seite zu haben.
Vielschichtige Konstruktionen
Die Songs auf „Magdalene“ ändern ständig ihre Struktur, immer wieder biegen sie unerwartet ab und werden zu etwas anderem. Auch Twigs‘ Stimme ist ein Gestaltungselement in den faszinierenden, vielschichtigen Konstruktionen, in denen man mit jedem Hören neue Dinge entdecken kann.