Auch das jüngste Psychogramm in Albumform von Frightened Rabbit zeugt wieder von einer eher in Grautönen gezeichneten Gefühlslandschaft. Mit „Painting of a panic attack“ werden sich also vor allem erklärte Melancholiker wohlfühlen – und darin wiedererkennen.
Zur melancholischen Sorte Mensch würde sich Frightened Rabbit-Frontmann und Songschreiber Scott Hutchison auch selbst zählen. Genau wie er ist dann auch die Musik von Frightened Rabbit – nachdenklich, eher introspektiv und generell nicht unbedingt durch einen optimistischen Blick auf die Welt und das Leben geprägt. Das besondere Talent von Scott Hutchison und seinen Mitstreitern bei Frightened Rabbit liegt aber genau darin, auch düstere Gedanken in Musik zu verwandeln, die den Stimmungsschalter um das entscheidende Stück in hellere Bereiche schiebt.
Hutchison sieht einen der heilsamsten Aspekte am Songschreiben darin, dass dadurch aus etwas Scheußlichem immer noch etwas Schönes entstehen könne. Der Album-Opener mit dem wenig hoffnungsvollen Titel „Death Dream“ zum Beispiel beschreibt genau diesen Effekt – und liefert außerdem die Zeile, die dem neuen Album auch seinen Namen gegeben hat: „Painting of a panic attack“.
Raus aus der Komfortzone
Der wichtigste Impuls, Songs zu schreiben, war für Scott Hutchison schon immer, dass er etwas loslassen musste, sagt er jedenfalls im Album-Teaser zu „Painting of a panic attack“. Er schreibt sich also die Dinge buchstäblich von der Seele. Gründe dafür gab es auch bei der neuen Platte genug, immerhin hat sich sein Leben in den letzten zwei Jahren ziemlich drastisch verändert. Hutchison ist der Liebe wegen nach Los Angeles umgezogen, kommt aber mit dem „Californian way of life“ nach eigener Aussage noch immer nicht so richtig klar.
Auch für die Band bedeutete der Umzug gezwungenermaßen einen Neuanfang, denn die anderen Mitglieder leben immer noch in Großbritannien. Die meisten Songs vom neuen Album sind diesmal also mehrfach per Email zwischen Hutchison und den anderen Rabbits hin- und hergegangen, bevor die Band das Endergebnis gemeinsam einspielen konnte. Alle fünf Musiker haben sich also ein bisschen außerhalb ihrer gewohnten Komfortzone bewegt. Scott Hutchison jedenfalls hat die veränderte Ausgangslage dazu genutzt, sich ein bisschen intensiver mit Musiksoftware zu beschäftigen, um sich selber noch leichter aufnehmen zu können. „Das hat meine gesamte Herangehensweise verändert“, sagt er. Bisher habe er sich immer einfach mit der Gitarre hingesetzt und so die Songs geschrieben. Jetzt hätten sich ihm ganz neue Möglichkeiten auf dem Laptop eröffnet – eine ganze digitale Welt voller Sound-Optionen.
Der musikalische Therapeut
Für die schwierige Phase ihrer Neufindung auf verschiedenen Kontinenten haben Frightened Rabbit sich das musikalische Äquvalent zu einem Therapeuten gesucht. Fündig geworden sind sie in Aaron Dessner von The National, den sie als Produzenten dazugeholt haben und der den Sound von „Painting of a panic attack“ nicht unwesentlich mitprägt. Er sei außerdem ein sehr beruhigender Einfluss gewesen, meint Scott Hutchison. Und, was noch wichtiger war: Dessner hat Frightened Rabbit ein stückweit herausgefordert, nicht immer wieder in vertraute Arbeitsmuster zu fallen und sich so selbst zu wiederholen.
Manchmal braucht es ja eine Krise – oder zumindest erschwerte Bedingungen – um sich weiterzuentwickeln. Das jedenfalls ist Frightened Rabbit mit „Painting of a panic attack“ gelungen. Der schöne Nebeneffekt: Ihnen ist noch einmal ganz neu klar geworden, was die Band wirklich ausmacht. Vor allem, sagt Scott Hutchison, habe Los Angeles nichts daran geändert, dass Frightened Rabbit eine durch und durch schottische Band ist, deren ganz eigene Mentalität sich deutlich in der Musik niederschlägt. „Nur weil ich jetzt an einem sehr viel sonnigeren Ort lebe, werde ich ja nicht automatisch ein sonniger Typ“, meint Hutchison. Und das ist auf eine gewisse Art doch sehr beruhigend. Immerhin garantiert es bei Frightened Rabbit weiterhin wunderschöne Songs mit genau dem richtigen Anteil Melancholie.