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Funktionieren als Demokratie: Grizzly Bear. Foto: Tom Hines
Funktionieren als Demokratie: Grizzly Bear. Foto: Tom Hines

Album der Woche: Grizzly Bear – Painted Ruins

Aus dem Winterschlaf erwacht

Nach dem letzten Album „Shields“ brauchten die Mitglieder von Grizzly Bear erstmal dringend Abstand voneinander. Aber die Vorzeigeband des „New Weird America“ hat sich doch noch einmal zusammengerauft. Zum Glück, denn sonst könnten wir uns nicht über ihr sehr gelungenes neues Album „Painted Ruins“ freuen.

„Wenn es passiert, passiert’s, wenn nicht, dann nicht“ – das war laut Grizzly Bear-Sänger Ed Droste die Herangehensweise der Band. Vorsichtig und unverbindlich haben sie sich an ihre neuen Songs herangetastet. Das sei auch nötig gewesen, denn es war keinesfalls klar, ob die Zusammenarbeit noch funktionieren würde. Längst sind sie nicht mehr vier College-Studenten in Brooklyn, die sich spontan im Proberaum treffen können. Droste lebt inzwischen in Los Angeles und während die anderen drei verheiratete Familienväter sind, hat er schon eine Scheidung hinter sich. Alle haben sich musikalisch in anderen Projekten ausprobiert – Drummer Chris Bear war zum Beispiel mit Beach House auf Tour. Gitarrist Chris Taylor hat es eine Zeit lang nach Berlin verschlagen, er hat als Koch gearbeitet und andere Künstler produziert. Er war es auch, der mit sanftem Druck die Band wieder zusammengebracht hat.

Schwierige Band-Demokratie

Da sie mehrere tausend Meilen entfernt leben, hat Chris Taylor eine Dropbox eingerichtet, in die alle ihre Songideen hochladen konnten. So richtig gezündet hat das aber nicht. Schließlich haben sie sich in kleinen Gruppen zum Songschreiben zusammengefunden und erstmal so an den Ideen gearbeitet, bevor sich alle im Studio getroffen haben. Denn Grizzly Bear sind nach eigenen Angaben eine demokratische Band mit vier meinungsstarken Mitgliedern und da kommt es zwangsläufig zu Reibereien. Aber der Funke ist mal wieder übergesprungen und der Bär ist aus dem Winterschlaf erwacht.

https://www.youtube.com/watch?v=vuCy6LCgqJg

Seit ihrem ersten gemeinsamen Album Yellow House von 2006 haben sich Grizzly Bear immer mehr von dessen folkigen Sound entfernt. Auf Painted Ruins gibt es Neopsychedelic-Pop mit kunstvoll ausgeschmückten Arrangements: Schlagzeug, Gitarren mit viel Echo, Synthesizer und sphärischer Harmoniegesang legen sich Schicht um Schicht übereinander. Da taucht ein New Order-Bass auf, wie in dem Stück Mourning Sound oder die Band fällt in ein psychedelisch-waberndes Finale wie in Four Cypresses.

Keine eindeutige Interpretation

Die Texte auf Painted Ruins entziehen sich wie gewöhnlich einer eindeutigen Interpretation. Ist Three Rings Ed Drostes Trennungs-Song oder doch Mourning Sound? Bezieht sich die Zeile „It’s chaos but it works“ auf den Entstehungsprozess des Albums oder doch auf das derzeitige gesellschaftliche Klima? Und gilt das vielleicht auch für den Albumtitel Painted Ruins? Oder bedeutet der etwas ganz anderes?

Auf Painted Ruins gibt es zwar keinen unmittelbaren Ohrwurm, aber der Sound von Grizzly Bear ist immer noch warm wie Spätsommersonne und mit jedem Hören öffnen sich die Songs ein bisschen mehr. Auch wenn das mit der Banddemokratie manchmal anstrengend sein kann, wenn so wunderbar versponnener Experimentalpop herauskommt, hat sich die Mühe doch gelohnt.

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