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Album der Woche: Noel Gallagher´s High Flying Birds

Vor gut zwei Jahren haben sich Oasis endgültig aufgelöst. Um Noel Gallagher war es lange Zeit still. Doch untätig ist er seitdem nicht gewesen. Ganze zwei Alben hat er in dieser Zeit aufgenommen, von denen das erste nun erschienen ist.

Er war der unumstrittene Kopf der nicht gerade basisdemokratisch organisierten Oasis. Aus seiner Feder stammen die größten Erfolge der Band: Wonderwall, Don’t Look Back in Anger oder Stand By Me. Ab den Nullerjahren ließ Noel Galagher auch die anderen Bandmitglieder Songs für die Alben beisteuern. Schon damals schien es so, als würden einfach nicht mehr alle seiner Lieder zu Oasis passen, bzw. Oasis nicht mehr zu Noels musikalischen Experimenten. Selbst die, die es noch aufs Album schafften, tanzten mitunter ziemlich aus der Reihe.

In einer Band zu sein ist wie eine Ehe. Da geht es darum, das Haus einzurichten. Ein Kinderzimmer, ein Zimmer für den Mann. Als Solist hat man sein eigenes Haus. Man kann machen was man will! Bei Oasis hätten wir z.B. über den Bläsersatz in ‚The Death Of You And Me‘ eine Woche lang diskutiert.

Das Ausmaß seines Selbstbewusstseins hat unter der Auflösung von Oasis offensichtlich nicht gelitten. Auch beim Songwriting ist Noel Gallagher ganz der alte. Bestes Beispiel: The Death Of You And Me. Großartig kommt er von der Szenerie eines Sommertags innerhalb einer Strophe zu den stürmischen Gefühlstiefen seiner Seele.

Das hat was von: Wir müssen weg von hier und einen neuen Ort finden. Da steckt viel Hoffnung drin, aber auch Melancholie. Das ist das Hauptthema. Die Songs sind ziemlich gut gelaunt, aber wenn man auf den Text achtet, sind sie ganz schön traurig.

Musikalisch schreiben einige der Songs Oasis-Traditionen fort. Kein Wunder, haben die Demos von Record Machine oder If I Had A Gun schon bis zu zehn Jahren auf dem Buckel. Auch das Albumfinale Stop The Clocks ist der seit Jahren immer wieder angekündigte vermeintliche Wonderwall-Nachfolger.

Es sind Lieder, an denen Noel Gallagher immer wieder gearbeitet hat, die aber nie richtig gelingen wollten. Erst jetzt haben sie ihre Form gefunden, genau in der Konstellation einer Umbruchphase. Frei von den Konventionen eines Oasis-Sounds sind viele Lieder das geworden, was man sich von Oasis schon länger gewünscht hat: einfach mutiger. Mut zum Pop, zu opulenten Instrumentierungen und Chören, Mut zum Genre-Experiment, zu Folkanleihen, Falsett und House-Pianos. What A Life! ist so ein Song, der die neue Spielfreude andeutet. Das pumpende Rhythmus-Set mit dem Piano-Pattern erinnert an die Anfänge des Detroit Techno, entwickelt sich dann aber doch zur hypnotischen Indie-Dance Nummer.


Die Ausflüge auf anderes musikalisches Terrain sind keine Raubzüge. Es sind vorsichtige Entdeckungsreisen, auf denen Noel Gallagher seine eigenen Mittel nicht überschätzt. Dennoch deuten sie die zukünftigen Ansprüche an. Das zweite Album ist ja bereits im Kasten. Entstanden ist das in Kollaboration mit dem Psycho-Krautrock Kollektiv Amorphous Androgynous und verspricht einige Überraschungen. Mit dem jetzigen Album aber schließt Noel Gallagher erstmal ein langes Kapitel seiner Musikerlaufbahn ab. Und wie es in einem guten Fortsetzungsroman üblich ist, wird in das Ende der einen Geschichte gleich der Ausblick in die nächste verwoben. Im neuen Kapitel gibt es nur noch ihn allein, der im Rampenlicht steht. Eine Aufgabe an der nicht nur die Person, sondern auch die Musik Noel Gallaghers wachsen wird.

Ich wollte nie ein Frontmann sein, so wie Paul McCartney. Ich habe davon geträumt, Gitarrist zu sein, wie Pete Townshend. Ich hoffe, die Leute kommen nicht zu den Konzerten um die große Show zu sehen. Ich habe keine Moves drauf, kann nicht jonglieren und es gibt keine Clowns auf der Bühne. Ich hoffe, die Songs sind genug, so dass die Leute kommen um zuzuhören.

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