In nur zwei Jahren habe sich sehr viel geändert, hat Poliça-Sängerin Channy Leaneagh in einem Interview verlauten lassen. Als sie den ersten Song für das neue Album United Crushers geschrieben hat, war sie gerade heimgekommen nach zwei Jahren auf Tour. Sie hatte keine Wohnung und musste mit ihrer Tochter bei ihren Eltern schlafen. Am Ende des Entstehungsprozesses hatten sich die Lebensumstände für Leaneagh komplett verändert, sie hatte ein eigenes Haus und war wieder schwanger.
Düstere Gegenwartsbetrachtung
Also alles Friede, Freude, Eierkuchen bei Poliça? Mitnichten! Auf Album Nummer drei betreibt Channy Leaneagh düstere Gegenwartsbetrachtung über Rassismus, soziale Ungerechtigkeit und Polizeigewalt.
Musikalisch geht es auf United Crushers weit weniger bedrückend zu. In den komplexen Arrangements umkreisen dahinjagende Beats und kühle Synthieriffs Leneaghs charismatische Stimme.
Geschrieben und aufgenommen haben Poliça die Stücke gemeinsam. Unter dem Eindruck von Demonstrationen nach einer Schießerei in ihrer Heimatstadt Minneapolis, seien moderne Protestsongs entstanden, sagt die Band. Aber die Botschaften werden dem Hörer nicht wie ein nasses Handtuch um die Ohren geklatscht. Poliça machen das viel subtiler.
Tanzbare Rhythmen vs. düsterer Inhalt
Killerhooks und dramatische Peaks à la Chvrches sucht man bei Poliça vergeblich. Ihr Elektropop pulsiert eher sanft und streift auch schon mal behäbigen Trip Hop wie in dem Song Fish.
Die Songs auf United Crushers spielen mit der Spannung zwischen tanzbaren Rhythmen und düsterem Inhalt. Man muss geduldig sein und sich darauf einlassen, die nachdenklich machenden Texte und Um-die-Ecke-Songstrukturen erschließen sich nicht auf Anhieb. Wir finden: die Mühe lohnt sich!