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Album der Woche: !!! (Chk Chk Chk) – Strange Weather, Isn’t It?

David Bowie hat eins, ebenso wie Iggy Pop, U2 und Depeche Mode. Nun hat auch die New Yorker Band !!! (Chk Chk Chk) ein Berlin-Album aufgenommen. Wie schon zahlreiche Musiker vor ihnen wollten sie sich von der Atmosphäre und Energie der Stadt inspirieren lassen. Das Ergebnis kann man jetzt auf ihrem vierten Longplayer mit dem Titel „Strange Weather, Isn’t It?“ nachhören.

Tiefe und derbe Grooves, funky Basslines, Housebeats und psychedelische Gitarren – diese Mischung ist es, die die Musik von Chk Chk Chk so unwiderstehlich tanzbar macht. Der Aufenthalt in Berlin, lange Nächte im Berghain und Aufnahmen im Keller des Festsaals Kreuzberg inklusive, haben ihr Übriges dazugetan. Denn obwohl nur ein Viertel der Stücke tatsächlich in Berlin entstanden ist, hat die Stadt trotzdem Einfluss auf das gesamte Album gehabt. Sänger Nic Offer erklärt warum.

Wir haben jeden Tag an der Musik gearbeitet und sind danach in den Club gegangen. Am nächsten Tag sind wie dann wieder zur Musik zurückgekehrt und haben gespielt. Wenn du jammst, musst du irgendwie Lichter haben, die dich lenken. Der Minimalismus in den Technoclubs hat uns beim Konzentrieren auf den Groove geholfen, das fokussiert dich irgendwie, man fühlt sich nicht verloren oder versucht zu viel zu spielen. Der Minimalismus von Techno ist gewissermaßen das Signal für Inspiration.

Offer, der zwar in Berlin geboren, aber in den USA aufgewachsen ist, kam im Alter von 23 zurück in die deutsche Hauptstadt. Er übernachtete in einem besetzten Haus und ließ sich durch die Clubs treiben. Die neue elektronische Musik, die er dort hörte, faszinierte ihn sofort.

Als ich noch in Sacramento, Kaliforniern, gewohnt habe, haben die Bars um zwei Uhr dicht gemacht und sie fangen um 1:30 Uhr an, dich rauszuschmeißen. Man hört da keine Art von Dancemusik, da gibt es nur Blur und Siouxsie and The Banshees. Das ist ok, aber naja. Also in diese Clubs zu gehen und all diese verrückte Musik auf den Lautsprechern zu hören, die lauter waren, als alles was ich jemals gehört hatte, fühlte sich an wie: „Wow, das ist wirklich was total anderes!“

Chk Chk Chk formierte sich bereits 1996 in Sacramento in Kalifornien aus den Mitgliedern anderer lokaler Bands. Seitdem hat sich das Line-Up mehrmals verändert, Streitereien und Missverständnisse scheinen da vorprogrammiert. Für den Sänger Nic Offer ist das aber ganz normal.

Jedes Album ist schwierig. Ich kenne das nur so. Für uns ist das immer ein Kampf. Das erste Mal, als wir dachten, dass es hart sein wird, war beim zweiten Album. Ich erinnere mich daran, dass ich dachte: „Ich werde niemals ein weiteres Album mit diesen Typen machen!“ Und dann war es beim dritten Album so: „Ich werde niemals…Moment das habe ich beim letzten Mal gesagt. Das muss wohl einfach so sein.“ Dieses Mal war es einfach so: „Ja, es ist hart!“ Jetzt haben wir uns alle daran gewöhnt.

Professioneller sind sie geworden, aber auch enger zusammengewachsen. Im letzten Jahr hatten die Mitglieder von Chk Chk Chk mit vielen Problemen und Schwierigkeiten zu kämpfen, wie dem Ausstieg einiger Bandmitglieder und dem tragischen Unfalltod ihres ehemaligen Drummers Jerry Fuchs. Diese schmerzlichen Ereignisse hat die Band in ihrer Musik verarbeitet. Trotzdem ist Strange Weather, Isn’t It das poppigste Chk Chk Chk-Album geworden, es hat aber auch etwas Düsteres und Bedrückendes, was sich vor allem in den Texten niederschlägt.

Die Dunkelheit war immer schon irgendwie attraktiv. Sogar wenn wir etwas Helles gemacht haben wie das Stück „The Most Certain Sure“ haben wir gesagt: Oh es ist hell, vielleicht sollten wir das wie The Smiths gestalten und ein paar bittere Texte darunter legen.“ Oder „Even Judas Gave Jesus A Kiss“: Die Musik war hell und dann kam der Text dazu und der war bitter. Ich konnte nichts dagegen tun. Das ist fast so wie Flipper spielen: Du kannst das irgendwie kontrollieren, aber andererseits auch nicht. Du gehst einfach mit der Inspiration. Und wenn es bittere Zeilen sind, dann sind die bitteren Zeilen inspirierender, dann nimmst du die.

Auf Strange Weather Isn’t It sind Chk Chk Chk ihrer bewährten Mischung aus Disco, Indie-Rock und Funk treu geblieben. Gleichzeitig haben sie versucht, etwas von der Kreativität und dem Vibe der Berliner Clubs in die Vereinigten Staaten mitzunehmen. Ohne Zweifel hat die schlichte Schnörkellosigkeit des Berliner Deep-House-Techno ihre Spuren auf Chk Chk Chks neuem Album hinterlassen und wird ganz bestimmt zur verschwitzten Ekstase beitrageb, die zu einem Live-Auftritt der Band natürlich dazugehört.


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