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Album der Woche: Vampire Weekend – Contra

Wie wäre das: Augen zu, einmal mit dem Finger geschnippst und statt vor Schneemassen läge man in einer Hängematte zwischen zwei Palmen mit Blick auf die türkisblaue Südsee? 25 Grad im Schatten statt minus 10 im Schneesturm! Utopisch? Nur fast. Denn das neue Album von Vampire Weekend „Contra“ bringt genau das in die heimische Stube: Sommer, Sonne, Urlaub.

Die haben Nerven. Schmeißen vor zwei Jahren ein Debütalbum auf den Markt, dass die Indieszene aufwühlt, vor dem sich die Musikkritiker ehrfürchtig verneigen und den neuen Hype ausrufen. Dann touren sie 18 Monate ohne Pause und stehen zwei Wochen später wieder im Studio. Die allgemeine Unsicherheit beim „schwierigen zweiten Album“ geht an Vampire Weekend offensichtlich völlig vorbei. Rotzcool knüpfen sie mit Contra da an, wo sie mit ihrem Vorgänger aufgehört haben. Klar, Ethnoklänge sind immer noch dabei. Und auch die Post-Punk Rhythmen, die landauf, landab die Tanzflächen gefüllt haben, sind nicht verloren gegangen. Im Gegenteil: Songs wie California English und Cousins sind genauso hippelig und mitreißend wie man es von den vier geschniegelten Schwiegermuttertypen gewohnt ist.


Mit Contra erfinden sich die New Yorker nicht neu. Zum Glück. Vielmehr erweitern sie sich um einen dicken Koffer voll globaler Klänge. Mexikanische Trompeten, puertoricanischer Raggaton, jamaikanischer Ska und Baile Funk, dazu Autotune-Effekte, Synthesizer, zarte Geigen, Marimbaphone. Was sich wie ein Kessel Buntes liest, mischen die Jungs ganz leichtfüßig – nicht überbordend, sondern eher als Herausforderung für die Ohren. Ein bisschen Entspannung finden sie am Ende der 35 Minuten Spielzeit dann doch. Mit Taxi Cap, Diplomat’s Son (mit Sample der Queen of Ethnoelectro M.I.A.) und I Think Ur A Contra wagen sich Vampire Weekend erstmals an ruhigere Töne heran. Das ist ganz interessant, aber ausgeflippt und schnell steht den jungen Herren besser zu Gesicht.



Ist das nun Indie? Pop? Ethno? Oder Latin? Am Ende ist das völlig egal, denn mit Contra beweisen Vampire Weekend einmal mehr, dass die Globalisierung auch vor der Musik keinen Halt macht. Einige Kritiker meinen, Contra sei wegweisend für das noch frische Jahrzehnt, ein Abgesang auf den Indierock. Soweit muss man gar nicht gehen. Für das Hier und Jetzt ist es genau die richtige Musik, die einen gut über den eisigen Winter rettet und zu der es sich auch im Spätsommer noch gut tanzen und wegträumen lässt.

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