Die Amtssprache der Popmusik
Eine Vorliebe für den New-Wave-Sound der 80er, Gesang mit viel Hall und eingängiger Pop. So haben wir Max Gruber alias Drangsal kennengelernt, als er vor zwei Jahren mit seinem Debütalbum Harieschaim auf der Bildfläche erschien.
Mittlerweile hat Drangsal die Hall-Effekte zurückgefahren und den Gesang mehr nach vorn gerückt. Vor allem aber singt Gruber jetzt in erster Linie auf Deutsch. Englisch als „Amtssprache der Popmusik“ – das habe sich für ihn auserzählt.
Um seinen Platz unter den deutschsprachigen Songtextern zu finden, hat sich Drangsal im Vorfeld mit eben diesen beschäftigt – von Jochen Distelmeyer, über Blixa Bargeld, bis hin zu Klaus Lage. Tatsächlich klingt Gruber in den neuen Songs ein bisschen wie der junge Farin Urlaub, nur ohne den stumpfen Humor.
Lust auf Reibung
Geblieben ist die Lust an der Reibung. Wenn etwa auf die Textzeile „Ich lieb‘ dich so“ der Todeswunsch folgt oder auf einen fröhlichen Pop-Refrain ein fieses Gitarren-Riff. Reibung durch Pop, ein ganz anderer Ansatz als durch gezielte Provokation, siehe die aktuelle Echo-Debatte um Kollegah und Farid Bang.
Ich bin ein Advokat der Meinungsfreiheit und ein Fan davon, auch mal Unsinn zu sagen, derbe Sachen. Ich finde aber, wenn es homophob, antisemitisch, rassistisch, faschistisch, frauenfeindlich, transphob wird – alles, was irgendwie kacke ist – dann brauch man das nicht. Es gibt mit Sicherheit genug andere Arten und Weisen, wie man provozieren kann. Das ist ja nun mal der USP von Farid Bang und Kollegah. Ich glaube, die beiden sind schlau genug, sich auch was anderes auszudenken.
Herxheim wie Twin Peaks
Gerade bringt Drangsal sein zweites Album raus: „Zores“. In Grubers alter Heimat, der Pfalz, versteht man unter dem Begriff eine Gruppe Asozialer, einen Streit, Wut. Und auch „Harieschaim“, der Titel des ersten Albums, ist eine Hommage an die Pfalz. Es ist die altertümliche Bezeichnung für die Gemeinde Herxheim bei Landau, wo der mittlerweile in Berlin lebende Gruber aufgewachsen ist.
In der detektor.fm-Session spielt Drangsal den Song „Turmbau zu Babel“ und spricht mit Moderatorin Isabel Woop über dessen verblüffende Ähnlichkeit mit einem Möbelhaus-Jingle, über deutsche Songtexte und über die Fixierung auf die pfälzische Heimat.