Deutschraps Gegenentwurf: Ebow
CL500, halbnackte Frauen und Testosteronüberschuss. Das ist wohl das Deutschrap-Klischee schlechthin. Genährt wird dieses Stereotyp von Gruppen wie der 187 Straßenbande oder Künstlern wie Summer Cem und KC Rebell. Aber Deutschrap kann mehr als Konsumfixiertheit und Sexismus. Das beweist die Rapperin Ebow.
Die Münchnerin steht im radikalen Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen. Denn mit schlauen Texten erweitert sie den Deutschrap-Kosmos um eine feministische, kritisch hinterfragende Stimme. Ihr Ziel: eine Deutschrapszene mit mehr Diversität.
Wir brauchen mehr Rapperinnen, die nicht diese Normfrau repräsentieren, die die Jungs scharf finden. Wir brauchen auch mal Frauen mit anderen Körperformen und anderen Meinungen. – Ebow
„Beef mit den Habibtis“
Am 29. März ist Ebows drittes Studioalbum „K4L“ erschienen. Darauf rappt sie: „Nazis wollen Beef, kriegen Beef mit den Habibtis“. Habibti ist die weibliche Variante von Habibi. Und genau für diese Community macht Ebow Musik und zelebriert Solidarität unter migrantischen Frauen. Außerdem wendet sie sich gegen Alltagsrassismus, Sexismus und kulturelle Aneignung in der Mehrheitsgesellschaft.
Die Leute finden das entertaining. Die eignen sich Wörter oder einen bestimmten Lifestyle an, weil das Trend ist. Da macht man sich schon die Sorge: Checkt ihr überhaupt, woher das alles kommt? – Ebow
Empowerment für die Communitys
Ebows Musik richtet sich an queere und migrantische Communitys. Der Albumtitel „K4L“, also „Kanaks for Life“, soll empowern.
Ich will das Wort neu interpretieren. Es ist ein Begriff für alle, die BPoC sind, alle die nicht bio-deutsch sind und gemeinsame Rassismuserfahrungen teilen. Indem ich mir das Wort aneigne, nehme ich ihm die Stärke und mache was Empowerndes daraus. – Ebow
Mit „K4L“ leistet Ebow wichtige Pionierarbeit für eine sich langsam wandelnde Deutschrapszene. Weg von Sexismus, hin zu mehr Diversität.
Im Interview mit detektor.fm-Moderatorin Eva Morlang spricht Ebow über die Deutschrapszene, kulturelle Aneignung und politischen Aktivismus.
Redaktion: Alina Schneider