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Singt über kleine und große Dramen – Justin Townes Earle. Foto: Joshua Black Wilkins.
Singt über kleine und große Dramen – Justin Townes Earle. Foto: Joshua Black Wilkins.

Justin Townes Earle im Interview

Wie der Vater so der Sohn?

Justin Townes Earle ist der Sohn des bekannten Alt-Country-Sängers Steve Earle – macht aber schon lange sein eigenes Ding. Jetzt ist sein sechstes Album „Absent Fathers“ erschienen. Wir haben mit ihm über Ehrlichkeit und seinen musikalischen Masterplan gesprochen.

Single mothers, absent fathers – einsame Mütter und abwesende Väter, so ähnlich war es auch bei Justin Townes Earle. Sein berühmter Vater Steve Earle verließ die Familie, als Justin gerade zwei Jahre alt war. Seine Mutter musste sich mit Gelegenheitsjobs durchschlagen. Jedes mal wenn sie mit der Miete nicht hinterherkam, mussten sie umziehen, insgesamt an die 20 mal. Nicht direkt die besten Voraussetzungen und bald kamen noch Alkohol und Drogen ins Spiel. Auch in der Liebe lief es ziemlich lange überhaupt nicht gut für Earle. Nicht verwunderlich, dass seine Texte oft von schlimmen Beziehungen und durchgeknallten Ex-Freundinnen handeln.

Licht am Ende des Tunnels

Mittlerweile ist Justin Townes Earle 33, clean und glücklich verheiratet. Als die Songs für die beiden letzten Alben „Single Mothers“ und „Absent Fathers“ entstanden sind, war das allerdings noch nicht so. Die beiden Platten gehören inhaltlich zusammen und sollten ursprünglich als Doppelalbum erscheinen. Wegen Scherereien mit der Plattenfirma sind es dann zwei geworden. Im Nachhinein findet er, dass sie auch beide für sich selbst stehen.

Auf „Single Mothers“ hat der Erzähler den Glauben an viele Dinge verloren, wie das Leben und die Liebe. Auf dem zweiten Album gibt es am Ende des Tunnels immerhin schon einen winzig kleinen Lichtpunkt.

Der musikalische Masterplan

2007 erschien seine erste EP „Yuma“, seitdem hat Earle seinen Sound mit jeder Platte ein bisschen erweitert. Das war von Anfang an so geplant, sagt er.

Ich habe mir genau überlegt, wie meine Alben klingen sollen. Es gab einfach so viele verschiedene Stile, die ich ausprobieren wollte. Zunächst wollte ich zeigen, dass ich ein richtiger Songwriter bin. Auch wenn ich bis heute nicht weiß, ob ich gut bin. Deswegen habe ich „Yuma“ gemacht. Dann wollte ich eine Honkytonk-Platte machen. Und dann hat es sich langsam von dort weiterentwickelt. Aber ich mag alle meine Alben und bin stolz auf sie. Auch wenn ich sie danach nie wieder angehört habe und auch keins davon besitze.

https://www.youtube.com/watch?v=VWoJYmDg0WQ

Wenn’s perfekt ist, ist es kein Rock’n’Roll

Heute kombiniert Justin Townes Earle in seiner Musik Country, Blues und Hillbilly. Er schreibt die Songs und probt dann genau einen Tag mit seiner Band, bevor es ans Aufnehmen geht.

Wir proben einen Tag und das war’s. Das ist wichtig für die Spontanität. Ich kenne ein paar Akkorde und wenn ich Songs schreibe, spiele ich die einfach so lange auf dem Gitarrenhals rauf und runter, bis ich etwas finde, das gut klingt. Robert Johnson ist auch nicht auf eine Musikschule gegangen. Ich finde, dass eine musikalische Ausbildung mehr schadet als nützt, wenn man diese Art von Musik spielen will. Denn wenn man die Eins trifft und jeden Ton perfekt singt, ist es kein Rock’n’Roll.

Was wissen Kids aus Brooklyn von einem Pflug?

Vor kurzem war Justin Townes Earle Teil einer Dokumentation über Nashville und die neue Generation von jungen Country-Musikern, die sich wieder auf die Wurzeln dieser Musik berufen. Sie wollen mehr Ehrlichkeit und lehnen die oberflächliche gute Laune ab, für die der vermeintlich typische Nashville-Sound heute steht. Eine wichtige Lektion dabei hat Earle von seinem Vater Steve Earle gelernt.

Als Kind und Teenager hatte ich null Respekt für meinen Vater. Aber ich war mir bewusst, was er mit seinen Songs erreichen konnte. Und er hat mir ein paar sehr wichtige Dinge gesagt, zum Beispiel, dass man nie über etwas schreiben sollte, was man nicht kennt. Und auch nicht versuchen sollte, jemand anderes zu sein. Das hat mir geholfen, meinen Weg zu gehen. Viele Leute machen diesen Fehler. Ich hab mal eine Band gesehen, die darüber gesungen hat, wie sie mit einem Esel ein Feld pflügen. Und es hat sich herausgestellt, dass das ein paar Kids aus Brooklyn waren – was wissen die denn bitte von einem Pflug?

Ausreichend Drama für viele Songs

Lange Zeit habe er geglaubt, dass das Leben hauptsächlich eine Abfolge von Drogenabstürzen und zerstörerischen Liebesbeziehungen sein muss, damit man ein guter Songwriter wird. Zum Glück sieht Justin Townes Earle das heute anders. Denn so ein Lebenswandel endet ja meistens nicht gut. In seinem Leben hat es schon viele kleine und große Dramen gegeben. Und die sollten doch genug Stoff liefern für noch viele seiner wundervoll atmosphärisch-nachdenklichen Songs.

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