Ausgewählte Albumhighlights 2023
H. Hawkline – Milk For Flowers (Vö 10.03.23)
H. Hawkline, bürgerlich Huw Evans, kommt aus Wales und war eigentlich mal Radio- und Fernsehmoderator. Er war auch Mitglied der Band von Cate le Bon und mit ihr ist er 2013 nach Los Angeles gezogen. Vier eigene Alben hat Hawkline schon veröffentlicht und mit Musikerinnen wie Aldous Harding und Katy J. Pearson zusammengearbeitet. Am 10. März erscheint Hawklines fünftes Album namens „Milk for Flowers“, das Kollegin Cate Le Bon produziert hat. Es geht viel um Trauer und wie sie, sobald man sie einmal gefühlt hat, alle anderen Lebensbereiche und Situationen beeinflusst. Anfang April spielt H. Hawkline im Vorprogramm von Aldous Harding in Deutschland.
Fever Ray – Radical Romantics (VÖ 10.03.23)
Karin Dreiier kennt man als Hälfte der Art- und Electronica-Punk Band The Knive. Als Fever Ray macht Dreiier seit 2009 Musik und arbeitet nach eigenen Angaben schon seit 2019 am dritten Album. An dem sollen nicht nur Bruder und The Knive Co-Mitglied Olof Dreiier mitgewirkt haben, sondern auch Trent Reznor von Nine Inch Nails oder der portugiesische Underground-DJ und Produzent Nídia. “It’s called Radical Romantics, cause everything needs to be dissected and loved and torn and built back up again and we’re dreamers aren’t we?” verspricht Dreiier für das neue Werk. Wie radikal Fever Ray gesellschaftliche Vorstellungen von romantischer Liebe auseinanderpflücken wird, lässt sich erahnen, denn Fever Ray nimmt künstlerisch stets eine queer-feministische Position ein. Die ersten Single-Auskopplungen versprechen den altbekannten Charme von düsterer Eletronica mit Neo-Goth und Industrial Vibes, aber auch knallenden Beats und Dance-Anleihen.
Anna B Savage – in|FLUX (VÖ 17.02.23)
Anna B Savage ist eine Londoner Singer-Songwriterin und Musikerin, die ihre Folk-Pop Songs mit experimentellen elektronischen Soundcollagen garniert. Ihre Debüt-EP erschien 2015 und besteht aus vier Tracks, die einfach I-IV heißen. Danach ging sie mit Father John Misty und Jenny Hval auf eine ausgedehnte Tour durch Europa. 2021 erschien das Debütalbum „A Common Turn“, am 17. Februar kommt der Nachfolger „in|FLUX“. Das Album ist ein intensives Ausleuchten der eigenen Psyche, umgewandelt in vertrackte, Haken schlagende, ergreifende Songs, die sich klassischen Pop-Strukturen nur dann bedienen, wenn sie es wollen.
Charlotte Brandi – An den Alptraum (VÖ 10.02.23)
Charlotte Brandi war lange Teil des Duos Me And My Drummer mit Matze Prölloch, die nach zwei Alben getrennte Wege gingen. 2019 folgte das Solo-Debüt „The Magician“ mit fein arrangierten und reich orchestrierten dramatischen Popsongs. Den Song „My Days In The Cell“ daraus hat Brandi in unserem Musikpodcast Tracks & Traces auseinander genommen hat. Seit der EP „An das Angstland“ von 2020 hört man Charlotte Brandi nun auf deutsch singen, was ihre Songwriterinnen-Skills noch besser hervorhebt. Ihre poetischen Textzeilen verbindet sie mit einem psychedelischen Sound, der an deutschsprachige Popmusik der 60er und 70er- Jahre erinnert und deshalb auch ein wenig retro klingt. Rückwärtsgewand sind die Themen der ersten Singleauskopplungen des neuen Albums „An den Alptraum“ dafür ganz und gar nicht: Brandi besingt die prekäre Lage von Musiker:innen mit der Corona-Pandemie im Nacken, oder von Männern, die Angst vor Frauen haben. Schon die Produktionsbedingungen der neuen Platte sind Ansage an sich: Entstanden ist das Album ausschließlich mithilfe von FLINTA*Musiker:innen und Produzent:innen.
Andy Shauf – Norm (VÖ 10.02.23)
Der kanadische Musiker Andy Shauf ist bekannt für seinen entspannt verspielten, Folk inspirierten Indie-Pop. Damit hat er es mit dem Song „Neon Skyline“ sogar auf die Summer 2020-Playlist von Barack Obama geschafft. Und wenn man den beiden Vorab-Songs glauben kann, dann bleibt er diesen Qualitäten auch auf seinem neuen Album treu, das wird „Norm“ heißen und erscheint am 10. Februar. Damit hat sich Shauf vom halb-autobiografischen Songwriting abgewandt, stattdessen geht es um die Figur Norm, außerdem noch recht ernste Themen wie Tod und Glauben.
Kelela – Raven (VÖ 10.02.23)
Mit ihrer EP Hallucinogen wurde sie 2015 bekannt und schnell mit Künstler:innen, wie FKA Twigs in einen Topf geworfen. Gemein hatten die beiden Künstlerinnen damals die dekonstruierende Herangehensweise an R’n’B Musik, die schnell das Label Future R’n’B bekam. Neben klassischem R’n’B Gesang wirkt die Klangkulisse der ersten EP und des ersten Albums „Take Me Apart“ (2017) eher kühl elektronisch und eben futuristisch. Die Musik von Kelela zeichnet sich außerdem seit Anfang an durch Anleihen verschiedener Clubmusikstile aus: Einflüsse der britischen Underground-Szene, wie Grime, Ambient, Jungle, Techno, Post-Dubstep, UK-Bass. Mit drei bereits veröffentlichten Singles aus dem neuen Album „Raven“, das Anfang März erscheinen wird, macht Kelela schonmal klar, dass sie ihren musikalischen Facettenreichtum weiter spinnt. “Washed Away” hat keine richtige Songstruktur und könnte mit seinem Synthie-Loop schon als Ambient Track durchgehen. “On The Run” greift auf den minimalistisch wirkenden Future R’n’B Sound zurück und spielt mit karibisch anmutenden Rythmen und „Happy Ending“ lockt mit Break-Beats auf den Dancefloor.
Wer startet durch?
Hotel Rimini
Die Leipziger Band Hotel Rimini hat im Sommer 2022 mit „Die Zeit schlägt mich tot, aber ich schlag zurück“ ihre erste EP veröffentlicht. In ihren Songs besingt die Band charmant, süffisant die Befindlichkeiten des Alltags oder das Erwachsenwerden Ü30. Dabei erinnert der Folk-Pop Sound an Bands wie Element of Crime. Der tiefe Gesang von Valentin Link allerdings ist eigen und wiedererkennbar. Unterstützt wird er musikalisch u.a. von Paul Pötsch, den man schon als Bandmitglied bei Ilgen Nur oder von seiner eigenen Band Trümmer kennt. Für 2023 hat die Band neue Musik angekündigt.
Annahstasia
Mit ihren reduzierten Folk-Songs scheint die in LA lebende Musikerin Annahstasia eigentlich nicht recht in die Zeit zu passen. Vielleicht klingen ihre ersten Singles aber auch genau deshalb wohltuend gut und erfrischend. Eigentlich arbeitet Annahstasia Enuke erfolgreich als Model, ihre Vorbilder Bill Withers, Nina Simone und Janis Joplin haben sie aber nie ganz losgelassen. Im Februar erscheint ihre Debüt-EP „Revival“, auf der Annahstasia die Bandbreite ihrer Stimme in allen Höhenlagen ausschöpft – mal verhuscht und leise, dann wieder voll und ausladend. Die minimalistische Instrumentierung gibt ihr dafür dafür den nötigen Raum und setzt den Fokus auf Emotionen und das allumfassende Thema ihrer Songs: Wie es ist, als schwarze Frau in diese Welt hineingeboren zu werden.
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