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Part-Time Friends
Foto: Popup Records

Keine Angst vor Hits

Wir haben Liebe

Part-Time Friends sind um zwei Uhr nachts noch wach, The Weather Station tauschen die Gitarren gegen Synthies und Bobby Oroza macht „sweet Soul“ mit viel Liebe. Außerdem: Wir rufen Erlend Øye an und sprechen über den „Lockdown Blues“. Das und mehr in unserem wöchenlichen Musik-Update Keine Angst vor Hits.

Neue Alben

The Weather Station – Ignorance

Für Tamara Lindeman, die Sängerin der kanadischen Folk-Pop-Band The Weather Station, ist die Gitarre lange Zeit das Songwriting-Instrument der Wahl gewesen. Für die Arbeit am fünften Album ihrer Band, hat sie die sechs Saiten allerdings gegen ein Spielzeugkeyboard (inklusive Drummachine) getauscht. So ist es auch keine Wunder, dass sich The Weather Station mit „Ignorance“ weit von ihren Folk-Pop-Wurzeln entfernen. New Wave-Ryhtmen und Disco Beats sind an die Stelle geschrammelter Gitarrenakkorde getreten. Dazu gesellt sich – mit Synthesizern, Streich- und Blechblasinstrumenten – ein breites Instrumentarium, das den Sound der Platte bisweilen in experimentelle Klanggefilde erhebt. Durchdrungen werden die von Lindemans prägnanter Stimme, die auf „Ignorance“ unter anderem ihre Emotionen zur Klimakrise lyrisch verarbeitet.

Die Regierung – Da

Die Regierung ist ein alter Hase in der deutschsprachigen Popszene. In den 80er Jahren im Dunstkreis von Neue Deutsche Welle und Hamburger Schule entstanden, ist die Band allerdings nie über den Erfolgsstatus eines kultigen Undergroundprojekts hinausgelangt. 1995 kam die Auflösung, gut 20 Jahre später hat Sänger Tilman Rossmy die Band in neuer Besetzung wieder zurück auf die Bühne geholt. Seitdem legt die Regierung eine erstaunliche Produktivität an den Tag. Mit dem neuen Album „Da“ ist nach „Raus“ und „Was“ bereits die dritte Platte in vier Jahren beim Label Staatsakt erschienen. In gewohnter Lässigkeit leiert Rossmys schnoddrige Stimme dabei über schrammelnden Country-Gitarren und psychedelische Synthesizer. Die Regierung kümmert sich auch auf „Da“ wenig um den aktuellen Popzeitgeist. Das wird ihr wohl auch weiterhin keinen größeren Erfolg bescheren, aber uns dafür hoffentlich noch einige interessante Alben.

Psychedelic Pron Crumpets – SHYGA! The Sunlight Mound

Australien hat sich in den letzten Jahren zu einem regelrechten Hotspot für psychedelische Gitarrenmusik entwickelt. Aus dieser Neo-Psych-Rock Szene sind neben Bands wie King Gizzard and the Lizzard Wizzard, Pond oder Tame Impala auch die Psychedelic Porn Crumpets hervorgegangen. Ihren Stil beschreibt die Band aus Perth als ein „energetisches Chaos aus Farben und Tönen“. Dieser Selbstbeschreibung werden sie auf ihrem mittlerweile vierten Album „SHYGA! The Sunlight Mound“ mehr als gerecht. Mit auf Anschlag gedrehten Gitarren und dem intensiven Gesang von Jack McEwan ist dabei eine ungeheuer dichte, ekstatische Rockplatte entstanden, die vor allem live, ein großer Spaß werden dürfte.

Neu auf der Playlist

Bobby Oroza – I Got Love

Der finnische Soul-Crooner Boris Nordén alias Bobby Oroza hat Liebe. Und zwar viel davon. Seine Mutter stammt ursprünglich aus Bolivien und war Tango-Sängerin, sein Vater ist Jazzgitarrist. Schon als Kind hat Bobby zu Hause Musik unterschiedlichster Coleur gehört, nicht verwunderlich, dass er auch irgendwann anfinge Gitarre zu spielen. Er war lange als Sideman in der finnischen Musikszenen aktiv, bevor er eigene Songs veröffentlichte. Seine Debütsingle „This Love“ erschien auf dem Brooklyner Label Big Crown und hat sich ratzfatz in den Ohren der weltweiten Soulmusik-Community festgesetzt, das gleichnamige Debütalbum erschien 2018.  Sein neuer Song „I Got Love“ handelt davon, „die Liebe über alles Materielle zu stellen und zu erkennen, was man hat, wenn man es hat“.

Part-Time Friends – 2 AM

Pauline und Florent sind zusammen das Duo Part-Time Friends. Kennengelernt haben sich die beiden während der Schule in Aix-en-Provence, mittlerweile leben sie in Paris. Anfangs waren ihr Songs noch von britischen Rockbands wie den Libertines und Oasis beeinflusst. Heute machen sie sonnigen Indiepop mit englischen und französischen Texten über Liebe, Ängste und Hoffnung. Zwei Alben sind bislang erschienen. Der Song „Here We Are“ vom Debüt „Fingers Crossed“ wurde auch im Werbeclip eines namhaften französischen Automobilherstellers genutzt und damit durchaus ein kleiner Hit für sie. Im März folgt nun das dritte Album „Weddings and Funerals“, der Song „2 AM“, ist eine nächtliche Reflektion zum Thema Glück.

Sofia Kourtesis – La Perla

Die Elektrokünstlerin und DJ Sofia Kourtesis kommt aus Peru, lebt aber seit einiger Zeit in Berlin. Anfang 2020 ist ihre EP „Sarita Colonia“ erschienen, die von einschlägigen Publikationen wie Pitchfork hochgelobt wurde. Am 19. März erscheint ihre neue EP „Fresia Magdalena“, auf der sie Housetracks und ihre peruanischen Wurzeln verbindet. Neben Field Recordings aus der Haupstadt Lima samplet sie auch ihre eigenen Stimme. Die EP ist ihren Eltern gewidmet, denn Fresia ist auch der Name ihrer Mutter. In ihrem Song „La perla“ geht es um das Meer, zu dem Kourtesis dank ihres Vaters eine besondere Verbindung hat. Melancholisch wie das Meer ist auch der Track, hat aber immer einen Fuß auf der Tanzfläche.

Popschnipsel

Erlend Øye, der Whitest Boy Alive, hat im letzten Jahr den Quarantäne-Song „Quarantime“ herausgebracht und vor kurzem hat er einen geradezu fröhlichen Song namens „Lockdown Blues“ veröffentlicht. Und wer jetzt denkt: Bloß nicht, es reicht schon, wenn ich das jeden Tag erleben muss – dem sei gesagt: der Song ist kein tieftrauriger Blues mit „I woke up one morning“-Szenario. Warum der 45-Jährige nach all den Monaten Pandemie einen solchen Song geschrieben hat, erklärt er so.

Beim ersten Corona-Song „Quarantime“ dachten wir noch, dass die Pandemie bald vorbei ist. Im neuen Song stellen wir fest: Oh nein, sie ist noch nicht vorbei! Man versucht sich einigermaßen normal einzurichten, aber es ist nicht normal. Um diese Verwirrung geht es. Im September und Oktober schien es noch so, als könnte man machen was man wollte. Also warum nicht ein paar Pläne schmieden – und dann: ach nein, können wir nicht, vergessen wir die Pläne.

Trotzdem klingt der Song geradezu optimistisch und aufmunternd.

Das ist einfach die Art von Musik, die ich mache. Ich war nie der wütende Punkrocker. Das hat viel mit der Stimme zu tun. Wenn deine Stimme als wütender Punkrocker toll klingt, dann machst du wahrscheinlich auch solche Musik. Aber meine Stimme klingt besser, wenn ich nicht so laut singe. Es ist also sinnvoller für mich, freundlichere Musik zu machen. Da stellt sich natürlich die Frage: habe ich mein Inneres geändert, damit es zu meiner Stimme passt? Hm.

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