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Nina Hagen-Fans Isolation Berlin.
Foto: Noel Richter

Keine Angst vor Hits

Immer noch kein UFO

Isolation Berlin ertragen sich selbst nicht mehr, Lydmor erkundet die Facetten ihrer inneren „Capacity“ und Nubiyan Twist federn eklektisch über die Tanzfläche. Außerdem verbeugen wir uns vor dem Erfinder der MC: Lou Ottens. Das und mehr in unserem wöchentlichen Musik-Update Keine Angst vor Hits.

Neue Alben und EPs

Nubiyan Twist – Freedon Fables

Nubiyan Twist sind ein neunköpfiges Musikerkollektiv aus Großbritannien, die sich am Leeds College of Music kennengelernt haben. 2009 haben dort Gitarrist Tom Excell, Baritonsaxophonist Joe Henwood und Sängerin Nubiya Brandon die Band gegründet, mit der sie verschiedene Genres der Clubmusik vereinen wollten: Beats, Jazz, Blechbläser und Elektronik. Da die namensgebende Sängerin nicht mehr dabei ist, haben sie für das neue Album zahlreiche Gastsänger*innen eingeladen, die alle ihre eigenen “Freedom Fables” beitragen. Musikalisch geht es sehr eklektisch zu, ohne beliebig zu wirken. Von Funk über Dancehall und ghanaischen Highlife bis Neosoul und natürlich Jazz. Die Musiker sind bestens eingegroovt und überlassen jedem Gast das Scheinwerferlicht, während sie im Hintergrund mit sehr viel Energie loslegen.

Do Nothing – Glueland

Wir mögen die druckvollen, tanzbaren Postpunk-Songs mit trockenen, misanthropischen Texten von Do Nothing. Deswegen war das Quartett aus Nottingham auch letztes Jahr schon mit ihrer ersten EP “Zero Dollar Bill” im Podcast dabei. Auf EP Nummer zwei namens “Glueland” geht es wieder um Entfremdung, passend zur Entstehung während des Lockdowns. Musikalisch dominieren nicht mehr die “Schläge in den Magen”-Stücke, es geht ein bisschen nachdenklicher zu mit geloopte Synthies, Dancebeats, aber immer noch den dissonanten, kreischenden Gitarrenriffs. Die bissige Attitüde wirkt auch bei etwas niedrigerem Adrenalinspiegel.

Lydmor – Capacity

Lydmor ist das Projekt der dänischen Musikerin und DJ Jenny Rossander. Ihre Musik ist elektronischer Avantgardepop und EDM. Statt wie beim letzten Album um die halbe Welt nach Shanghai zu reisen, ist sie für “Capacity” in sich selbst gereist, um die verschiedenen Aspekte von Kapazität zu erkunden. Sie stellt Fragen wie: Wie viel Kapazität trägst du in dir, wann ist es nicht mehr möglich, weitere Konflikte und Entscheidungen in sich aufzunehmen. Die Stücke bewegen sich stilistisch zwischen Pianoballade und beatlastigem Elektropop. Es geht sowohl um Sexismus, als auch um ihre eigenen Schattenseiten. Das Album ist komplex und vollgepackt mit Ideen, geheimnisvollen Charakteren und Orten: ein albumgewordenes Labyrinth.

Neu auf der Playlist

Nick Waterhouse – B. Santa Ana, 1986

Nick Waterhouse macht im Zweifel lieber Musik für trinkfreudige Feuerwehrmänner als Kunstliebhaber von der Ostküste. Und so klingt auch seine aktuelle Single “B. Santa Ana, 1986”: Bodenständige Attitüde und ein roher Sound treffen auf bewährte musikalische Traditionen zwischen Rock’n’Roll und Soul. Das ist, auch wenn Nick Waterhouse das selber gar nicht gerne hören mag, im besten Sinne Retro. Seine Musikerkarriere hat dazu passend in einem Second Hand-Plattenladen begonnen. Erst als DJ, dann als Gitarrist, Sänger und Songwriter hat Waterhouse schließlich die Bühnen erobert. 2012 erschien seine erste LP “Time’s all Gone”. In Europa wurde er vor allem durch den Remix seines Songs “Katchi” vom französischen Elektro-Pop-Duo Ofenbach bekannt. Sein fünftes Album “Promenade Blue” erscheint am 9. April.

Isolation Berlin – (Ich will so sein wie) Nina Hagen

Nächtelang hat Isolation Berlin-Frontmann Tobias Bamborschke den Himmel abgesucht, bislang vergebens: “Immer noch kein UFO”. Mit diesem sympathisch-naiven Bild startet “(Ich will so sein wie) Nina Hagen”, die aktuelle Single und durchaus ernst gemeinte Verbeugung – und überdies ein kleines Geschenk zu ihrem 66. Geburtstag. Nina Hagens Faible für Esoterik und UFO-Glauben wolle die Berliner Band keinesfalls persiflieren: “Im Gegenteil, für mich ist Nina Hagen eine Gottheit. Die Textzeile ‘Ich will so sein wie Nina Hagen’ ist also ernst gemeint. Sie ist eine Projektionsfläche für mich. Ich wäre gern so mutig, so kompromisslos, so schön, so cool, so stark”, sagt Bamborschke. Isolation Berlin haben sich im Jahr 2012 gefunden. Zusammengeführt habe Sie die Trostlosigkeit, sagen sie. Und die besingen sie in all ihrer Süße: 2016 mit ihrem Debütalbum “Und aus den Wolken tropft die Zeit” zum Beispiel. Ihr drittes Album “Geheimnis” erscheint am 1. Oktober – also noch genug Zeit, den Himmel nach trostspendenden Besuchern aus anderen Welten abzusuchen.

Sophia Kennedy – I Can See You

“And what once meant the world to us now don’t mean a thing” singt Sophia Kennedy und liegt flach auf dem Erdboden zwischen Villa und Sportwagen, offenbar vollkommen erledigt. So zeigt sie sich im Musikvideo zu ihrer aktuellen Single “I Can See You”, in der sie über eine schleppend, sterbende Beziehung singt. Kennedy zog aus Baltimore in den USA nach Hamburg, um dort Film zu studieren. Das sieht man auch ihren Musikvideos an: Ob “I Can See You”, “Cat on my tongue” oder “Orange Tic Tac”: Immer wieder gelingt es ihr, Gefühle in beeindruckend klaren Bildern auszudrücken. Manchmal ist der Minimalismus fast schon brutal: In “Cat on my Tongue” kaut die Sängerin einfach nur so lange auf einem Grashalm herum, bis ihr Mund blutig ist. In “I Can See You” darf man Sophia dabei beobachten, wie sie mühevoll Richtung Sportwagen kriecht. Wohin die Fahrt geht, zeigt sich am 7. Mai: Dann erscheint ihr neues Album “Monsters”.

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