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Keine Angst vor Hits

Popmusik als Religion

Der Rapper Kendrick Lamar wälzt die großen Fragen, Julia Jacklin sinniert über Religion und bei The Smile haben Thom Yorke und Jonny Greenwood Spaß am Musizieren. Außerdem: das Popstipendium der Bundesregierung. Das und mehr in unserem Musik-Update Keine Angst vor Hits.

Neue Alben

Kendrick Lamar – Mr. Morale & The Big Steppers

2018 erhielt Kendrick Lamar als erster Rapper den Pulitzer-Preis für Musik, außerdem hat er schon einige Grammys und andere Auszeichnungen erhalten und seine Alben landen nicht nur in den USA regelmäßig in den Charts. Lamar ist einer der wichtigsten Rapper seiner Generation. Und zwar mir Recht, das beweist er erneut auf seinem neuen Album “Mr. Morale & The Big Steppers“. Die Musik darauf ist wieder ein wilder Mix aus Rap, HipHop, Jazz, Soul-Samples und Spoken Word. In den komplexen Lyrics geht es sehr persönlich zu, er singt von Daddy-Issues, Homophobie und Transphobie, auch innerhalb der eigenen Community. Zu den vielen interessanten Gästen (Sampha, Ghostface Killah, Beth Gibbons) zählt auch der spirituelle Lehrer Eckhart Tolle, der z.B. sagt, dass man seine Idee des Selbst nicht auf den schlechten Erfahrungen der Kindheit aufbauen soll. Quantitativ (18 Stücke) wie qualitativ ein echter Brocken.

The Smile – A Light for Attracting Attention

Vor sechs Jahren ist das letzte Radiohead-Album “A moon shaped pool” herausgekommen. Thom Yorke hat seitdem u.a. ein weiteres Soloalbum veröffentlicht und auch einen Filmsoundtrack. Gitarrist Jonny Greenwood schreibt viel Filmmusik und komponiert für Orchester. Beide haben seit einiger Zeit neben Radiohead auch eine andere gemeinsame Band: The Smile. Mit dabei ist noch der Drummer Tom Skinner, der sonst bei der Experimental Jazzband Sons of Kemet spielt. Das Debütalbum “A light for attracting attention” ist stilistisch äußerst vielfältig, funky Gitarren wechseln sich mit übereinandergeschichteten Synthies ab, auch Klavier, Streicher und Bläser sind zu hören. Hier werfen alle einfach mal ihre Stärken in einen Topf und schauen, was dabei herauskommt mit äußerst überzeugendem Ergebnis.

Obongjayar – Some Nights I Dream of Doors

Hinter dem Künstlerpseudonym Obongjayar steckt Steven Umoh, der in Nigeria geboren und aufgewachsen ist und seit einigen Jahren in London lebt. 2016 sind Tracks von ihm erstmals auf Soundcloud aufgetaucht, er war dann auf Stücken von Little Simz oder des Rappers Danny Brown zu hören. Nach zwei EPs vereint er auf seinem Debütalbum “Some nights I dream of doors” Afrobeats, Soul und Hip-Hop. Bemerkenswert ist seine stimmliche Flexibilität zwischen Rap, Gesang und Spoken Word. Auch musikalisch zeigt sich das Album vielfältig: von dicht und poppig arrangierten bis zu intimen nur mit Stimme und Keyboard ausgestatteten Stücken. Ein sehr ausgereiftes Debütalbum.

Neu auf der Playlist

Stella Donnelly – Lungs

Die australische Musikerin Stella Donnelly macht ziemlich entspannten Indie-Pop. Da fiel es 2019 auf ihrem Debüt “Beware of The Dogs” kaum auf, dass sie Gesellschaftskritik, wie toxische Männlichkeit oder „Victim Blaming“ in flockige Riffs packte. Jetzt hat Stella Donnelly endlich ihren zweiten Long-Player „Flood“ für August angekündigt, dessen Songs von Zeit der Corona-Pandemie beeinflusst sind. Die strengen Einreise und Lockdown-Regeln in Australien ließen Donnelly an ganz unterschiedlichen Orten stranden, wo sie u.a. die Natur wieder neu für sich entdeckte. Entsprechend inspiriert ist das Musikvideo zur neuen Single „Lungs“: Hier tanzt eine Laien-Tanzgruppe von Kindern verkleidet als Vögel (Schlammstelzen, um ganz genau zu sein), mit dem Ernst einer sterbenden Schwan-Performance. Donnelly wackelt hingegen ganz schön in ihrer Tanzeinlage. Die Message: Kindliche Naivität kann durchaus Vorteile haben.

Julia Jacklin – Lydia Wears A Cross

Auch Julia Jacklin setzt sich in dieser Woche mit der Wahrnehmung der Welt durch Kinderaugen auseinander und verarbeitet ihre christlich konservative Erziehung im Song „Lydia Wears A Cross“. Mit besagter Lydia teilte sie nicht nur die Schulbank, sondern auch den „Jesus Christ Superstar“-Soundtrack. Viele Jahre später ist Jacklin nur eine Erkenntnis geblieben: „I’d be a believer, If it was all just song and dance“. Wie Stella Donnelly kommt auch Jacklin aus Australien und teilt sich mit ihrer Kollegin den Tourbus, wenn sie im Winter auf Tour nach Deutschland kommt. Denn, „Pre Pleasure“, ihr drittes Album erscheint wie Donnellys ebenfalls im August.

Crack Cloud – Please Yourself

Dass Kunst heilende Wirkung entfalten kann, wissen wir alle. Auch Crack Cloud teilen diese Erfahrung. Das Kollektiv aus Vancouver gründete sich einst, um ein kreatives Outlet zu finden, um mit psychischen Problemen und Abhängigkeiten besser zurecht zu kommen. Einige Mitglieder des Kollektivs haben sich bei einem Programm zur Suchtentwöhnung kennengelernt. Seit dem Debüt 2018 machen Crack Cloud experimentierfreudigen Post-Punk, gespickt mit Bläsern und vertrackten Rhythmen und dem schroffen Gesang von Frontmann Zach Choy, der gleichzeitig an den Drums sitzt. Dass alle Kollektiv-Mitglieder auch in anderen kreativen Bereichen tätig sind merkt man an den ausgefallenen Musikvideos der Band. Im Video zur neuen Single „Please Yourself“ hat auch Band-Supporter Mac DeMarco einen Gastauftritt. Im September erscheint das dritte Album „Tough Baby“.


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