Neue Alben
Fontaines D.C. – A Hero’s Death
Die Dubliner Post-Punk-Band Fontaines D.C. hat 2019 Kritikerherzen mit ihrem Debut-Album „Dogrel“ erobert. Das ist Gälisch und bedeutet so viel wie Poesie der Arbeiterklasse. Was sie dem viel beschworenen kleinen Mann auf dem Titelsong ihres aktuellen Albums „A Hero’s Death“ mit auf den Weg geben, klingt erstmal nett und fast nach Lebensberatung: Liebe deine Mutter, liebe deine Kinder, dein Leben muss nicht leer sein. Könnte ein lieblicher Kopf-hoch-Song sein – stattdessen trieft der Song von düsterem Sarkasmus.
!!! – Certified Heavy Kats
Die übliche Aussprache für !!! lautet „Chk Chk Chk„. Laut der New Yorker Band könne man aber jedes beliebige Wort für das Ausrufezeichen einsetzen. 1996 sind sie aus der Fusion der Punkband Popesmashers und der Discofunk-Gruppe Black Liquorice entstanden. Aber anders als manche anderen ambitionierten Crossover-Projekte, sind !!! sogar vergleichsweise eingängig, hörbar – und textlich am Puls der Zeit. „Do the Dial Tone“ aus ihrem neue Album „Certified Heavy Kats“ handelt von Orientierungslosigkeit in einer immer komplexer werdenden Welt – und der schwachen Hoffnung, ein Anruf bei „Ms. Desinformation“ könne Ordnung ins Chaos bringen.
Romare – Home
Romares neues Album „Home“ erzählt eine kleine Heldenreise mit elektronischer Musik: Vom großartigen Opener „Gone“ tritt der Protagonist eine neun Songs lange Heimreise an – die den aufmerksamen Hörer auch durch ein gutes Stück Popmusik-Geschichte führt. Aus Field-Recordings sowie alten Samples aus Soul, Funk und was es sonst so an Second-Hand-Platten gab, bastelt der Londoner Romare einen Sound, der ebenso zum Tanzen taugt, wie zum ruhigen, intensiven Zuhören. Der Opener „Gone“ ist das beste Beispiel dafür.
Neu auf der Playlist
Phoebe Green – Reinvent
Authentizität ist eine harte Währung in der Kunst und in der Musik. Die oft verbreitete Message ist: Mach es ja nicht allen Recht! Menschen gefallen zu wollen kann auch für das Gegenteil sorgen. Genau diese Idee verhandelt auch der Track “Reinvent” von Alternative-Pop-Geheimtipp Phoebe Green. “Wenn ich mich für jede neue Bekanntschaft neu erfinde, wird mir das angelastet”, fragt sie. Eine Frage, die nicht leicht zu beantworten ist. Genau so wenig wie die Frage: Warum hat das knallbunte Filterfilm-Video nur dreistellige Aufrufzahlen?
Everything Everything – Violent Sun
Als wäre die Corona-Krise nicht schon schlimm genug für die live immer sehenswerten Everything Everything: Während der Ausgangsbeschränkungen brannte auch noch ihr Studio ab. Allerdings stehen die britischen Artrocker ohnehin für unkonventionelle und oft exaltierte Herangehensweise an Pop. Bevor sie also die Instrumente wegschmeißen, spielen sie auf den verkohlten Arbeitsgeräten noch das Video zu “Violent Sun” ein. Das Festkrallen an den zerstörten und unbrauchbar gewordenen Instrumenten passt gut in die Motivik der Vergänglichkeit, die sich auch durch die anderen kürzlich veröffentlichten Singles zog. “Violent Sun” wird der Abschlusstrack des dritten Albums “Re-Animator”, das am 21. August erscheint.
The Notwist – Ship
Vier Jahre ist das her, dass eine der wohl originellsten deutschen Indie-Bands neues Material veröffentlichte. Die beiden Brüder Markus und Micha Acher haben ihr langjähriges Live-Mitglied Cico Beck (Joasihno, Aloa Input) fest in The Notwist integriert. Und der Gesang auf der neuen Veröffentlichung “Ship” kommt von Saya Ueno, eine Hälfte des japanischen Duo Tenniscoats. Die machen eigentlich eher konventionellen Indie-Folk, nur halt bisweilen mit japanischem statt englischem Gesang. Über die hypnotischen Drumloops von “Ship” gewinnen aber sowohl Uenos Glockenstimme als auch der elektronisierte Post-Rock-Sound von The Notwist viel dazu. Klares Must Hear!
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