Neue Alben & EPs
Jungle – Loving in Stereo
Liebe funktioniert besonders gut, wenn sie von allen Seiten kommt. Das scheint das Motto der neuen Platte der Neo-Soul Band Jungle zu sein. Die heißt nicht nur “Loving In Stereo”, sondern schmeißt uns die Liebe und Freude nur so um die Ohren. Dabei haben sich Tom McFarland und Josh Llyod-Watson diesmal auf ihre Gefühle und Instinkte verlassen und einfach gemacht, auf was sie Lust hatten. Die fehlende Perfektion tut dem Album gut und so ist “Loving in Stereo” mit seinen energetischen Songs auf alle Fälle eine gelungene “Dancefloor-Platte für die Post-Social-Distancing-Zeit, die auch in Sachen BPM-Zahl einiges drauf hat.“Loving in Stereo“ ist außerdem das erste Jungle-Album mit Feature-Gästen. Rapper Bas ist zum Beispiel auf „Romeo“ zu hören.
El Michels Affair meets Liam Bailey – Ekundayo Inversions
Leon Michels, das Mastermind hinter El Michels Affair und Chef-Produzent des Labels Big Crown, kann es nicht lassen. Während der Aufnahmen zu Liam Baileys Album “Ekundayo” (2020) kamen dem New Yorker tausende Ideen, wie man das Album nicht besser, aber anders machen könnte. Und so entstand das Projekt El Michels Affair meets Liam Bailey mit dem die beiden Künstler neues und altes miteinander verbinden. Manchmal kommt auf “Ekundayo Inversions” eine ordentliche Schippe moderner R&B und Rap drauf, manchmal nimmt Michels die Vocals von Liam Bailey komplett weg und ersetzt sie durch stimmungsvolles Rauschen aus der New Yorker Nacht. Außerdem hat er die Songs kurzerhand umbenannt, was den Vergleich der beiden Alben schwer macht. Aber mit seinem Original vergleichen muss man “Ekundayo Inversions” auch nicht. Das Projekt funktioniert auch solo richtig gut und zeigt, was Leon Michels als Produzent drauf hat.
Bodi Bill – Loophole Travelling
Bereit im Juni haben wir hier über einen neuen Song von Bodi Bill gesprochen. “Big Gong Sounds” ist einer von drei neuen Tracks, den die Berliner Elektro-Pop Band seit längerem veröffentlicht hatte. Im Herbst soll dann der Nachfolger vom 2011er Album “What?” in den Plattenläden stehen, aber bis es so weit ist liegt jetzt schon eine neue EP von Bodi Bill auf dem Tisch. Die vier Songs darauf mischen wie gewohnt Elektro, Glitch und Indie und betreuen ironisch-metaphorisch Themen wie Social Media, den Klimawandel und Elon Musks SpaceX-Ausflüge. Experimentell bleiben Bodi Bill dabei auf ganzer Linie und machen viel Lust auf ihren nächsten Longplayer.
Neu auf der Playlist
Lizzo – Rumors (feat. Cardi B)
Über erfolgreiche Frauen wird gerne geredet – und nicht unbedingt immer in den höchsten Tönen. Weshalb das so ist, das mögen Gender-Studies-Forschende ergründen, den richtigen Umgang damit hat Gesangs- und Raptalent Lizzo längst gefunden: Göttinnengleich über den Dingen stehen. “Yes, all the rumors are true”, rappt sie gemeinsam mit Cardi B, die in ihrer Strophe gewohnt in Höchstform ist. Cardi kann den Bullshit, der inzwischen international über sie verbreitet wird, schon gar nicht mehr nachvollziehen: “They even post it on blogs overseas /And lie in a language I can’t even read.” Musikalisch ist “Rumors” ein tanzbares Feuerwerk aus HipHop, Funk und R’n’B.
Big Thief – Little Things
Die New Yorker Indie-Band Big Thief hat nach einiger Absenz die Doppel-Single “Little Things”/”Sparrow” herausgebracht. “Little Things” ist ein Lied über flüchtige Liebe im Gewusel der Großstadt. Sängerin Adrianne Lenker schafft es dabei, genau die Zwischentöne zu treffen, die diesem Gefühl entsprechen: gleichzeitig intim und distanziert, hochemotional und dann doch wieder lethargisch. 2014 hat Lenker gemeinsam mit Buck Meek, Max Oleartchik und Jason Burger Big Thief gegründet. Den internationalen Durchbruch gelang der Band 2019 mit dem Album “U.F.O.F.”, 2020 wurde das Album dann für den Grammy in der Kategorie Bestes Alternative Album nominiert. Ob es dieses Jahr noch einen Nachfolger des Erfolgsalbums geben wird, ist noch offen. Die Gerüchteküche brodelt jedenfalls schon.
Courtney Barnett – Before You Gotta Go
Die australische Sängerin Courtney Barnett hat mit “Before You Gotta Go” einen Song über eine Trennung geschrieben, der so schön ist, wie es das Thema eben zulässt: Alle Schlachten sind geschlagen, sämtliches Porzellan zerbrochen, doch ganz am Ende bleiben nicht Scherben übrig, sondern letzte freundliche Worte. Vielleicht nicht wirklich Liebe, aber ehrlich Zuneigung: falls irgendwas passiert, my dear, sollst du zuletzt wenigstens nichts unfreundliches gehört haben. Fans werden spätestens im Herbst wieder erfreuliches von Courtney Barnett hören: Am 12. November soll ihr nächstes Album “Things Take Time, Take Time” erscheinen.
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