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Kummer und Fred Rabe
Foto: Youtube-Screenshot

Keine Angst vor Hits

Weltflucht vs. Realismus

Felix Kummer ist Realist, Nilüfer Yanya findet London deprimierend und Courtney Barnett verbreitet vorsichtigen Optimismus. Außerdem: Dinner for Many – die Abbey Road Studios feiern 90. Geburtstag. Das und mehr in unserem wöchentlichen Musik-Update Keine Angst vor Hits.

Neue Alben

Courtney Barnett – Things take time, take time

Dass sich Courtney Barnett für ihr neues Album drei Jahre Zeit gelassen hat, kann man ihr nicht verübeln. Denn vorher hat sie ordentlich auf die Tube gedrückt: zwei Alben, eine Doppel-EP, ein weiteres Album mit Kurt Vile und Konzerte und Festivals auf der ganzen Welt machten die australische Songwriterin zum Alt-Rock Superstar. Die Songs auf “Things take time, take tim” hat sie mit Warpaint-Drummerin und Produzentin Stella Mozgawa aufgenommen. Sie klingen weniger nach Rockband-Korsett, sondern reduzierter und intimer. Und es kommt erstmals auch ein Omnichord und eine Drum Machine auf den fertigen Tracks zum Einsatz. Es geht um Freundschaft, Liebe, Hoffnung und wie immer bei der 34-Jährigen verpackt sie das mit einer Mischung aus Sarkasmus und Verletzlichkeit.

Silk Sonic – An Evening with Silk Sonic

Bruno Mars ist ein sehr erfolgreicher amerikansicher Pop/R&B-Sänger und Anderson .Paak ist Rapper, Sänger, Musiker und Produzent. Die beiden haben sich als Silk Sonic zusammengetan, um die 70er musikalisch wieder aufleben zu lassen. Auf ihrem Album “An Evening with Silk Sonic” machen sie smoothen, glänzigen Soul und R&B. Mit dabei ist auch eine Handvoll illusterer Gäste wie P-Funk-Legende Bootsy Collins, Thundercat und der Schlagzeuger Homer Steinweiss. Die Songs sind geschmackvoll arrangiert, mit Bläsern, Streichern und Backing-Vocals. Wer am Philly-Sound von den O’Jays und The Delfonics Spaß hat, dem wird auch Sonic Silk Freude in den grauen November bringen.

IDLES – Crawler

Vor gerade mal etwas mehr als einem Jahr ist “Ultra Mono” erschienen, das dritte Album der britischen Postpunkrockhardcore-Band IDLES. Jetzt legen sie “Crawler” ihr neuestes Werk vor. Bislang haben ihre Songs vor allem brachiale Gitarrenwände, einfallsreiches Songwriting, die bellende Stimme von Sänger Joe Talbot und lyrische Gesellschaftskritik gekennzeichnet. Der betreibt aktuell eher Innenschau und auch das Noise-Level haben sie ein bisschen zurückgeschraubt. Es geht um Abhängigkeit, Verzweiflung, generell Schwächen, es gibt aber auch absurden Humor. Auf Stücken wie dem Albumopener „MTT 420 RR“ oder der Single „The Beachland Ballroom“ klingen sie geradezu emotional. IDLES sind immer noch wütend, aber nicht mehr nur laut.

Neu auf der Playlist

Beach House – Once Twice Melody

Seit 2006 ist das amerikanisch-französische Dream-Pop Duo Beach House aktiv und gehört mittlerweile zu den bekanntesten und erfolgreichsten Acts des Genres. Im Februar soll ihr achtes Studioalbum „Once Twice Melody“ erscheinen und dafür haben sich Beach House einen etwas unkonventionellen Veröffentlichungsweg überlegt. Statt wie üblich einfach ein paar Singles vor Album-Release auszukoppeln, veröffentlichten sie das Album Stück für Stück in vier Kapiteln mit jeweils vier bis fünf Songs. Das erste Kapitel ist diese Woche erschienen und beinhaltet neben drei weiteren Stücken auch den Titeltrack „Once Twice Melody“. Eine Beach House typische Dream-Pop Nummer mit sphärischen Synthies, schwebenden Gitarren-Arpeggios und Victoria Legrands schwermütigem Gesang. Genau die richtige Musik also, um sich an kalten Novemberabenden für eine Weile von der Realität zu verabschieden und in den melancholischen verträumten Soundwelten zu versinken.

Nilüfer Yanya – Stabilise

2014 hat die Londoner Musikerin Nilüfer Yanya ihre ersten Demosongs bei Soundcloud hochgeladen. Daraufhin hat One Direction Sänger Louis Tomlinson sie eingeladen, bei einem Girlgroup-Projekt mitzumachen, das er aufziehen wollte. Ein Angebot das Nilüfer Yanya glücklicherweise ablehnte, sonst wären ihre vier EPs und vor allem das von der Kritik gelobte Debütalbum „Miss Universe“ wohl nie erschienen. Für den 4. März hat die Musikerin nun ihr zweites Album „Painless“ angekündigt und mit der Single „Stabilise“ diese Woche schon mal einen musikalischen Vorgeschmack geliefert. Prägnant sind dabei vor allem der nervöse Drumbeat und die hektischen Gitarren-Arpeggios, die im Kontrast zu Yanyas etwas monotonen, fast müde klingenden Vocals stehen. Ein Effekt, der sicherlich gewollt ist, denn lyrisch beschäftigt sich „Stabilise“ mit dem zermürbenden Londoner Großstadt-Leben, in dem alle ständig unterwegs sind, aber eigentlich nie irgendwo ankommen.

Kummer – Der letzte Song (Alles Wird Gut) feat. Fred Rabe

2019 hat sich Felix Kummer eine Auszeit von seiner Band Kraftklub genommen, um sich seiner eigenen Musik zu widmen. Mit dem Soloprojekt Kummer, hat er das Album „Kiox“ veröffentlicht, mit dem er auch kommerziell an Kraftklub Erfolge anschließen konnte. Doch mit diesem Soloprojekt soll laut Kummer nun schon wieder Schluss sein. Zum vorläufigen Abschluss seiner Solo-Karriere hat er diese Woche zusammen mit Fred Rabe von den Giant Rooks noch einen Song mit dem passenden Titel „Der letzte Song“ veröffentlicht. Der Track ist gewissermaßen die Anti-These zum „Du-kannst-alles-schaffen-wenn-du-nur-fest-genug-an-dich-glaubst“-Motivations-Pop, der sich beim radiotauglicheren Teil der hiesigen Pop-Szene großer Beliebtheit erfreut. Zu druckvollen Indie-Gitarren-Beats rapt Kummer, dass er gerne zuversichtliche Texte schreiben würde, aber das, bei allem was in der Welt schief läuft, einfach nicht schafft. Im Angesicht einer sich zuspitzenden pandemischen Lage und der kaum noch lösbar erscheinenden Klimakrise ist das dann vielleicht auch einfach angemessen.

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