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Experimentierfreude und ein Hang zu alten, analogen Synthesizern – Mount Kimbie. Foto: Frank Lebon
Experimentierfreude und ein Hang zu alten, analogen Synthesizern – Mount Kimbie. Foto: Frank Lebon

Mount Kimbie mit neuem Album „Love What Survives“

Verliebt in das, was übrig bleibt

Mount Kimbie pendeln zwischen London und Los Angeles und mussten für die Arbeit am dritten Album nicht nur die große Entfernung sondern auch einiges an Selbstzweifeln überwinden. Wir haben mit dem britischen Duo gesprochen.

Ein Neuanfang in Los Angeles – Perspektivwechsel, neue Eindrücke, raus aus den eingefahrenen Routinen. Das kann ja eigentlich nur gut sein für das kreatives Arbeiten in einer Band und für neue Albumideen. Wenn die entscheidende zweite Projekthälfte von Mount Kimbie aber beispielsweise in London bleibt, hat man vor allem eine Menge Logistik am Hals und gemeinsame Studiozeit muss gut geplant sein.

Drei Jahre hat es deshalb gedauert, bis Kai Campos und Dominic Maker von Mount Kimbie ihr drittes Album tatsächlich fertig hatten. Dabei war nicht nur die örtliche Trennung für die längere Pause verantwortlich. Campos und Maker brauchten mehrere Anläufe, bevor sie wieder in ihren Songschreibe-Modus zurückgefunden haben. Mit den ersten Ideen kamen vor allem auch erstmal viele Zweifel, sagt Kai Campos.

Bei vielen Songs auf diesem Album dachte ich zuerst, daraus wird nie was, es ist einfach nicht gut genug. Aber als wir das Material nach einiger Zeit wieder rausgeholt und es nochmal neu gehört haben, konnten wir diese Startschwierigkeiten überwinden. Irgendwann schaltet dein Gehirn einfach lang genug ab, damit sich etwas Gutes entwickeln kann.

https://www.youtube.com/watch?v=Q-7wzb7sRg8

Aus dem Frust dazugelernt

Die Selbstzweifel und Startschwierigkeiten haben Mount Kimbie irgendwann überwunden. Anders als bei ihrer letzten Platte ging es Campos bei „Love what survives“ ab einem bestimmten Punkt weniger darum, sich selbst und anderen unbedingt zu beweisen, wie sehr man sich und die Musik weiterentwickelt hat. Die erwachsenere Reaktion sei doch, sich mit dem Prozess anzufreunden, auch wenn man dabei hin und wieder frustriert ist oder mit dem fertigen Album nicht zu hundert Prozent zufrieden.

Wenn man zwei Alben aufnimmt und beide Male unzufrieden ist, erkennt man irgendwann, dass beim Musikmachen – und eigentlich bei allem im Leben – einfach viel Frustration dabei ist. Es geht nicht um Perfektion, sondern darum, Veränderungen zu akzeptieren und den Prozess zu genießen.

Pardoxerweise bedeutete der Reifungsprozess für Mount Kimbie also, zu lernen wie man mehr Spaß hat und entspannter sein kann beim Songschreiben und im Studio.  Also gab es diesmal eine Menge Ausprobier-Sessions, bei denen immer wieder auch befreundete Musiker dabei waren. Einige der Studiogäste wie King Krule, James Blake und Micachu sind auch auf „Love what survives“ zu hören.

Analoge Fummelei

Zum neuen Wohlfühlfaktor bei Mount Kimbie gehörte auch, sich ganz ihrem Hang zu alten Synthesizern hinzugeben. Bei Kai Campos jedenfalls lösen die analogen Klassiker Korg MS 20 und Korg Delta aus den 70er Jahren nicht nur im Studio Begeisterung aus. Der Sound sei einfach „pur und ehrlich“, meint er.

Der MS 20 taucht auf unzähligen Alben auf und klingt immer anders. Es gibt ihn schon ewig, ein echter Klassiker. Das tolle daran ist, dass ein Kind damit herumspielen und spannende Sounds dabei erzeugen könnte. Aber man kann auch richtig in die Tiefe gehen damit. Das Schöne an diesen alten Geräten ist, dass man nicht zu irgendwelchen Tricksereien verleitet wird, es gibt einfach keine voreingestellten Effekte.

https://www.youtube.com/watch?v=J1kzMFnFSh0

Keep it simple

Analog bedeutet hier buchstäblich viel Fummelei: es gibt keine Snapshots, die man einmal speichert und immer wieder abrufen kann. Es ist also vergleichsweise schwierig, immer den gleichen Sound hinzukriegen. Ein Geschenk – jedenfalls, wenn man wie Mount Kimbie Spaß an Zufallstreffern und am Experimentieren hat. Die ultimative Erkenntnis aus der Arbeit am dritten Album war dann auch: Keep it simple.

Man kommt ziemlich weit mit sehr einfachen Ideen und Sounds, wenn man nicht zuviel nachdenkt oder die Dinge überfrachtet. Wenn man alle Schnörkeleien weglässt – ist es dann immer noch interessant? Genau das wollten wir rausfinden: Wenn du auf bestimmte Sachen verzichtest und danach suchst, was es abgesehen von den Oberflächlichkeiten noch gibt.

Zumindest ist dieser Blick unter die Oberfläche ein guter Ausgangspunkt fürs Songschreiben, finden Mount Kimbie. So widersprüchlich es klingt, für die Band ist das neue Album „Love what survives“  gleichzeitig ein Loslassen und ein Festhalten an dem, was wirklich wichtig ist. Mount Kimbie lernen also ganz im Sinne des Albumtitels gerade, das zu lieben was übrig bleibt. Und Musikmachen steht auf jeden Fall auf der Liste der Dinge, die bleiben.

Egal, was wir erleben oder wie sich unser Leben so entwickelt – es gibt immer eine Sache, zu der wir beide zurückkommen – und das ist, miteinander Musik zu machen.

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