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Reingehört: Cant – Dreams Come True

Welcher Musiker gilt schon gern als „der Typ von der-und-der Band“. Chris Taylor, dem Bassisten von Grizzly Bear geht das so. Dabei ist Taylor ganz schön umtriebig und hat nebenher noch verschiedenste Projekte. Eines davon heißt Cant. Und unter diesem Namen hat er nun ein Album veröffentlicht: „Dreams Come True“.

Eines vorweg: Fans der Band Grizzly Bear werden sich mit Dreams Come True, dem Debüt von Chris Taylors Solo-Projekt Cant eher schwer tun. Denn anstatt dem üppigen Sound, den man von Grizzly Bear kennt, geht es auf dem Soloalbum oft minimalistisch und manchmal sogar sperrig zu. Dennoch: Dass hinter Cant und Grizzly Bear derselbe Kopf steckt ist deutlich zu hören. Songs wie Believe hätten genauso gut auf Grizzly Bears letztem Album zu finden sein können. Zu den Aufnahmen zog sich Taylor in dasselbe Haus im Wald zurück, in dem auch Teile von Veckatimest entstanden sind.

Dieses große Haus hatte mal ein Studio drin, das aber seit Jahren geschlossen ist. Es ist eigentlich nur ein Raum, der an das Haus angrenzt. Ich hab also mein ganzes Equipment in dieses Schlafzimmer gestellt. Wir haben alle Möbel rausgestellt und das Studio in dem Zimmer aufgebaut.

Dass das Album in einem Schlafzimmer entstanden ist, mag man beim ersten Hören kaum glauben. Dreams Come True ist ein perfekt durchproduziertes Album, das komplett ohne den momentan so beliebten Lo-Fi Anspruch auskommt.

Ich schaue immer, dass die Akustik gut ist und das Gefühl stimmt. Irgendwas mit Lo-Fi zu machen ist definitiv nicht das, was ich will.

Das Album passt schon alleine von der musikalischen Bandbreite her gar nicht in die Bedroom-Pop Schublade. Neben ruhigen Piano-Nummern wie Bericht, versucht sich Taylor auch an tanzbareren Songs. Dabei fängt er – trotz der vielen elektronischen Einflüsse und seiner verhallten, mit Effekten beladenen Stimme – immer eine gewisse Intimität ein, die das Album davor rettet, zu beliebig zu klingen.


Problematisch ist auf Dreams Come True, dass es Taylor manchmal einfach nicht gelingen will, den Grizzly Bear-Sound komplett hinter sich zu lassen. Das hat vor allem mit dem kreativen Prozess hinter dem Album zu tun, wie Taylor erklärt:

Viele Songs auf dem Album sind einfach Ideen, mit denen ich zu Grizzly Bear gegangen bin und die einfach nicht funktioniert haben. Aber ich mochte diese Ideen einfach sehr gerne. Ich kann nicht sagen, ob das gute Ideen waren oder nicht, aber ich habe einfach an sie geglaubt, obwohl sie nicht zur Band gepasst haben.

Trotz der Kritik sind die Songs auf dem Album schöne Begleitmusik für alle Lebenslagen, was vor allem daran liegt, dass sie eine angenehme Ruhe verbreiten. Lediglich der Titeltrack Dreams Come True fällt ein wenig aus der Reihe. Der ist eine harsche, sperrige Sammlung von Sounds, die wenig mit dem sonst so harmonischen Ansatz Taylors zusammenpasst.

Im Prinzip sind die meisten Songs auf der Platte schlicht und ergreifend Grizzly Bear-Songs, die mit anderen Instrumenten eingespielt wurden. Dieser minimalistische Ansatz tut dem Album ausgesprochen gut.

Das war eine sehr bewusste Entscheidung, in Sachen Produktion Dinge anders zu machen als bei Grizzly Bear. Im Prinzip wollte ich mich selbst dazu herausfordern, mir es nicht zu einfach zu machen. Ich wollte einen Weg finden, die Songs ganz simpel zu halten.

Gerade darin liegt die Stärke des Albums. Das Songwriting erinnert oftmals stark an Grizzly Bear, allerdings ist die Platte simpler, hat weniger Schnörkel und ist kurzum weniger melodramatisch. Streckenweise leidet dabei zwar das Hitpotential, aber dafür ist Dreams Come True auch nicht gedacht. Chris Taylors Solo-Debüt ist stattdessen eine Platte, die sich nie in den Vordergrund spielen will. Anstatt allen zeigen zu wollen, dass Taylor auch ohne seine Band kann, hat er sich auf seinen musikalischen Ansatz konzentriert. Das macht das Album als Einzelwerk trotzdem nur zu einem mittelmäßigen Album.

Im Vergleich zur großen Band ist Taylor allerdings doch ein relativ großer Wurf gelungen, weil er es schafft, die klassische Produktionsweise von Grizzly Bear hinter sich zu lassen. Was am Ende dabei rausgekommen ist, ist aus beiden Sichtweisen ein Album, das als Hintergrundmusik für den Herbst perfekt ist. Für alle anderen Lebenslagen sollte man dann aber doch eher zu Grizzly Bear greifen.

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