Da rollt sie wieder, die Sigur Rós Sound-Maschine. Und in diesem Fall könnte man meinen, sie wäre direkt dem Höllenschlund entstiegen. Nach der entrückten Hintergrundmusik des letzten Albums Valtari mit vielen ätherischen Ooohs und Aaahs hatte man Sigur Rós schon endgültig als New Age abgeschrieben. Mit Kveikur lösen sie sich nachdrücklich aus der sonnenlichtdurchtränkten Starre und schlagen einen komplett anderen Weg ein.
Vom Dreampop zum Postrock
Kveikur ist kraftvoller und aggressiver als seine Vorgänger. Nach dem Abgang des Keyboarders Kjartan Sveinsson rücken Schlagzeug und Bass mehr ins Zentrum der Songs. Auch Jonsis Gesang gewinnt wieder an Bedeutung und ist nicht mehr nur ein Teil der Struktur wie beim letzten Album.
Der Albumopener mit dem passenden Titel Brennisteinn – also Schwefel – reißt unvermittelt aus dem Tagträumen. Der verzerrte, treibende Bass, das rumpelnde Schlagzeug und die ächzenden Gitarren verheißen nichts Gutes. Auch wenn Naturbilder bei der Beschreibung der Musik der Isländer schon häufig bemüht worden: Es erscheinen unweigerlich Bilder von Asche und Glut speienden Vulkanen vor dem inneren Auge. Einzig Jonsis Stimme ist von all dem wütenden Lärm unberührt und bringt zunächst ein bisschen Erleichtung.
Im zweiten Song Hrafntinna dominieren düstere Bläser, Streicher, Becken und andere aneinanderscheppernde Metallteile.
Auch Heavy Metal kommt ins Spiel
Vor einigen Jahren erzählte Sänger Jonsi in einem Interview, dass er großen Spaß daran hat, sich zu betrinken und dazu Metallica und Iron Maiden zu hören. Offenbar haben sich einige dieser Einflüsse auch auf dem Titelsong Kveikur eingeschlichen.
Die Songs auf Kveikur sind vergleichsweise eingängig und für all diejenigen geeignet, denen die Musik der Isländer bisher zu langatmig gewesen ist. Wer seinen Sommerurlaub in Island verbringen wird, der hat mit Sigur Rós jedenfalls schon mal den passenden Soundtrack zum Cruisen über Vulkanasche-Felder.