+++Saitenwechsel wird präsentiert vom Gewandhausorchester.+++
Im Wiener Konzertleben ist Anton Bruckner Ende des 19. Jahrhunderts ein gemachter Mann. Er ist ein angesehener Organist und Lehrer. Doch sein Herzblut fließt in der Sinfonik. Und da fehlt ihm noch die große Anerkennung. Vielleicht auch, weil er nicht mit der Wiener Elite in den edlen Kaffeehäusern verkehrt, sondern in die Tiefen der Bierkeller vordringt. So wird es jedenfalls überliefert. Geht es nach Gewandhaus-Dramaturgin Ann-Katrin Zimmermann, ist Bruckner aber nicht der Naivling, den er immer spielt.
Im Schleudergang durch den Quintenzirkel
Auch wenn er nicht so richtig dazugehört zu dieser Wiener Musikblase, komponiert Bruckner unbeirrt weiter und schreibt in den Jahren 1881 bis 1883 seine siebte Sinfonie. Seinem Stil bleibt er treu: dramatische Spannungsbögen, endlose Steigerungswellen, manchmal der Verzicht auf eine hohe Ereignisdichte, dann wieder schleudert Bruckner seine Hörer im Quintenzirkel herum, dass einem ganz schwindelig wird.
Als Bruckner an der Sinfonie arbeitet, erreicht ihn die Nachricht vom Tod Richard Wagners, seines großen Vorbilds. Die Trauer über den geschätzten Kollegen lässt Bruckner in die Musik einfließen, auch indem er die Wagnertuben einsetzt – Instrumente, die Richard Wagner 1870 eigens für den „Ring des Nibelungen“ bauen ließ.
Ein Bad in irrer Musik
Die Uraufführung von Bruckners Siebter findet 1884 in Leipzig statt, gespielt vom Gewandhausorchester unter der Leitung von Arthur Nikisch. Heute zählt sie zu Bruckners erfolgreichsten Sinfonien und ist insbesondere hier vom Spielplan nicht wegzudenken. Solo-Pauker Tom Greenleaves ist sich dieser Tradition bewusst. Und auch wenn er bei dieser Sinfonie in den ersten 20 Minuten gar nichts zu tun hat – langweilig wird diese Musik nicht.
Die 7. Sinfonie in E-Dur ist eine große Sinfonie eines großen Komponisten, der seinen Weg gegangen ist, auch ohne Zwischenstopp im Kaffehaus. Im Saitenwechsel schauen und hören wir uns das Werk genauer an.