+++Saitenwechsel wird präsentiert vom Gewandhaus zu Leipzig.+++
September 1892. Der 50-jährige Dvořák ist ein weltweit angesehener Komponist, der zwar schon weit gereist ist, aber noch nie in Amerika war. Er folgt einer Einladung des New Yorker Nationalkonservatoriums. Man hat ihm eine Stelle als Kompositionslehrer und Direktor angeboten.
Jeanette Thurber ist die Präsidentin des Konservatoriums. Von Dvořák verlangt sie ziemlich viel: Er soll den Amerikanern ihre eigene „Nationalmusik“ beibringen. Aber wie soll Musik klingen, die „echt amerikanisch“ ist? Das weiß keiner so genau. Schließlich ist die USA ein Einwanderungsland ohne ureigene Tradition, schon gar nicht in Sachen klassische Musik.
Musik aus der neuen Welt
Dvořák macht sich an die Arbeit für seine 9. Sinfonie. Er nennt sie: „Aus der Neuen Welt“ und beginnt seine Suche nach musikalischer Identität in einem dunklen Kapitel amerikanischer Geschichte.
Er lässt sich Studien bringen von Spirituals, von Sklaven- und Plantagenliedern der schwarzen Bevölkerung. Es gibt aber auch irische und schottische Einflüsse in der Sinfonie. Und so kommt sehr zum Ausdruck, dass Amerika ein Einwanderungsland war.
Typisch amerikanisch oder typisch böhmisch?
Dvořák macht sich die Synkopen-Rhythmen der Spirtuals zu eigen und komopniert ein Englischhorn-Solo, das mit ein bisschen Fantasie nach der Weite der amerikanischen Prärie klingt.
Drei Jahre verbringt Antonín Dvořák in Amerika. Jahre voller Entdeckerlust, aber auch Heimweh. Vielleicht klingen deswegen manche Stellen seiner neunten Sinfonie dann doch eher böhmisch statt amerikanisch.
Vielleicht klingt die Sinfonie einfach nur „typisch Dvořák“. Fakt ist: Sie ghört zu den meistgespielten Sinfonien weltweit.