+++Saitenwechsel wird präsentiert vom Gewandhaus zu Leipzig.+++
Eine Kunst, die Menschen vereint

in Kooperation mit dem Gewandhaus
Wien, 1815. Ludwig van Beethoven ist ein etablierter und angesehener Komponist. Und im Gegensatz zu manchen Kollegen seines Fachs ist er bestens versorgt. Die Adligen in Wien fördern ihn. Somit kann er relativ frei seiner Kunst nachgehen und macht sich an die ersten Skizzen seiner 9. Sinfonie. Es sollte seine letzte werden. Und neben der 5. seine populärste.
Mit der Neunten betritt Beethoven musikalisches Neuland. Erstmals in der Musikgeschichte verwendet er Gesang in einer Sinfonie. Er vertont ein Gedicht seines Idols Friedrich Schiller. „An die Freude“ beinhaltet genau die Botschaft, die Beethoven mit seiner Musik vermitteln möchte. Eine Botschaft, die von einer allumfassenden Harmoniegemeinschaft spricht.
Die Uraufführung findet 1824 in Wien statt. Doch so richtig genießen kann Beethoven das Konzert nicht. Seit Jahren plagt ihn ein Gehörleiden. Mittlerweile ist er fast völlig taub. Zur Uraufführung steht er neben dem Dirigenten und zeigt ihm die Tempi an. Ohne etwas von der Musik zu hören.
Beethoven hört nur noch innerlich
Er empfindet die Musik innerlich, so wie beim Komponieren. Als das Publikum zwischendurch Applaus spendet, kann Beethoven das gar nicht hören und zeigt weiter die Tempi an, bis ihn die Altistin zum Publikum umdreht, so dass er den Beifall sehen kann.
Für Berufsmusiker ist Beethovens Neunte heute natürlich ein Evergreen unter den zu spielenden Werken. Oft genug steht die Sinfonie auf dem Spielplan. Und das darin enthaltene Bass-Rezitativ fehlt in fast keinem Probespiel.
Ein Werk für große Anlässe
Wegen der gigantischen Dimensionen gibt es im 19. Jahrhundert lange Zeit Probleme, das Werk aufzuführen. Es dauert eine Weile bis es sich in den Spielplänen der Konzerthäuser etabliert. Heute ist Beethovens Neunte eins der populärsten Werke der klassischen Musik. Ein Werk, prädestiniert für große Anlässe. Ob zum Mauerfall oder eben als Europahymne – die Idee der Verbrüderung ist es, die Beethovens Neunte bis heute immer wieder auf den Plan ruft.