+++Saitenwechsel wird präsentiert vom Gewandhaus zu Leipzig.+++
Bohuslav Martinů kommt 1890 in einer tschechischen Kleinstadt zur Welt, als Sohn eines Türmers. Mit dem Glockenläuten im Kirchturm wird er groß. Er wächst in einfachen musikalischen Verhältnissen auf, bekommt Geigenunterricht vom Dorfschneider. Mit einem Stipendium seiner Heimatstadt geht er schließlich ans Prager Konservatorium und studiert später Komposition in Paris.
In den folgenden Jahren lebt Bohuslav Martinů rastlos. Er ist viel in Europa und Amerika unterwegs. Teils gezwungenermaßen, weil er auf der Flucht vor den Nazis ist. Nach dem zweiten Weltkrieg geht er nach Südfrankreich, lebt eine Zeit lang in Nizza. Von hier aus macht er immer wieder Ausflüge nach Italien. Einer dieser Ausflüge wird zu einem prägenden Erlebnis. Er besucht eine Kirche in Arezzo, die bekannt ist für ihre Fresken. Es sind die Bilder des Renaissance-Malers Piero della Francesca. Bohuslav Martinů ist schwer beeindruckt.
Experimente mit Zeit und Raum
Inspiriert von dieser Farbenpracht schreibt Martinů eines seiner bekanntesten Orchesterwerke. Das Lebendige der Fresken spielt sich bei Martinů vor allem in den Harmonien ab. Einen besodneren Part übernimmt dabei die Piccolo-Flöte, im Gewandhausorchester der Part von Tünde Molnar-Grepling.
Das Kombinieren zweier Elemente, die auf den ersten Blick gar nicht zueinander passen – das gibt es auch in den Fresken von Piero della Francesca. In manchen Bildern vereint er Dinge, die zeitlich oder räumlich nicht zusammengehören. Z.B. indem er historische Ereignisse, die 300 Jahre auseinanderliegen, in einem Bild stattfinden lässt.
Aus Bild wird Musik wird Bild
Martinůs musikalische Fresken sind aber nicht die Illustration einer Illustration. Er ahmt die Fresken nicht einfach nur nach. Er verarbeitet seine visuellen Eindrücke in der Welt der Musik. Man kann sich die Bilder beim Hören natürlich vor Augen halten. Vielleicht aber sorgt die Musik auch dafür, dass im Kopf ganz neue Bilder entstehen.