+++Saitenwechsel wird präsentiert vom Gewandhausorchester.+++
Dirigent war ursprünglich nicht sein Traumberuf. Als Kind war er versessen auf Sport, war ein „Champion“ wie er im Interview erzählt. Doch er hatte auch Geigenunterricht, erst ohne besonders große Lust, doch dann entfachte ein Geigenlehrer seine Liebe zur Musik. Er ging Zeitungen austragen, um sich ein Schüler-Abo für das Konzerthaus kaufen zu können.
Nach dem Abitur wollte Blomstedt es „einfach mal probieren“, an einer Musikhochschule aufgenommen zu werden, und es klappte. Erst durch Zufall, als er den Studierendenchor dirigieren durfte, entdeckte er seine Freude am Dirigat.
Willensstark und gleichzeitig bescheiden
Seitdem hat er das Sinfonieorchester des Schwedischen Rundfunks geleitet, die Staatskapelle Dresden, die San Francisco Symphony, das NDR Sinfonieorchester und von 1998-2005 das Gewandhausorchester. Seitdem ist er am Leipzger Gewandhaus Ehrendirigent. Wie schafft man es, da bescheiden zu bleiben? Durch die Verehrung der großen Meister, sagt Blomstedt. Auch wenn man als Dirigent in einer Führungs- und Machtposition ist, die Macht sei gefährlich, sagt Blomstedt.
Das ist die Quadratur des Kreises: Man muss gleichzeitig sehr willensstark und selbstbewusst sein, aber auch sehr bescheiden. – Herbert Blomstedt, Dirigent
Er merke schon nach wenigen Tönen, welche Persönlichkeit ein Musiker habe. Und andersherum könne sich auch der Dirigent nicht hinter einer Fassade verstecken:
Wenn das Orchester merkt, er will mehr gelten als er ist, er hat keine Deckung für seinen Willen, dann machen sie nur ihre Pflicht. Dann wird keine Musik entstehen. – Herbert Blomstedt
Mit Noten auf Wanderschaft
Doch der Auftritt auf der Bühne ist nur ein Teil des Dirigentenberufs. Viel Zeit nimmt das Studieren der Partituren ein. Am liebsten nimmt Blomstedt dafür kleine Taschenausgaben, die er mit auf seine Wanderungen nehmen kann.
Wie er es schafft, mit 91 Jahren immer noch so jung zu sein, und welche Musik ihm am nächsten ist, erzählt er im Interview mit Eva Morlang.