+++Saitenwechsel wird präsentiert vom Gewandhausorchester.+++
Ob Dichter, Maler oder Komponisten – für die Romatiker des 19. Jahrhunderts ist Schottland fast schon ein Pilgerort, von dessen rauer Natur sie zehren und sich Inspiration für ihre Kunstwerke holen.
Felix Mendelssohn Bartholdy ist gerade mal 20, als er nach einer gefeierten Konzertsaison in London die anschließende Sommerpause für eine ausgiebige Schottland-Reise nutzt. In einem Brief an seine Familie schreibt er:
In der tiefen Dämmerung gingen wir heut nach dem Palaste, wo Königin Maria gelebt und geliebt hat. […] Der Kapelle daneben fehlt nun das Dach, Gras und Efeu wachsen viel darin […] Es ist da alles zerbrochen, morsch und der heitere Himmel scheint hinein. Ich glaube, ich habe heut da den Anfang meiner Schottischen Sinfonie gefunden.
Musik ist keine Landschaftsbeschreibung
Tatsächlich hat Mendelssohn schon eine konkrete musikalische Idee. Auf einem Stück Papier, das er diesem Brief beilegt, notiert er die ersten Takte seiner Schottischen Sinfonie. Die Reise kurbelt Mendelssohns Fantasie an. Die raue Natur, Maria Stuart, Literatur zur Geschichte des Landes – das alles fließt da mit rein.
Doch wie viel Schottland steckt wirklich in der Sinfonie? Gewandhaus-Dramaturgin Ann-Katrin Zimmermann sträubt sich dagegen, alles direkt aufeinander zu beziehen. Musik sei schließlich keine Landschaftsbeschreibung.
Gut Ding will Weile haben
Die von der Schottland-Reise inspirierten Einleitungstakte datieren zurück ins Jahr 1829. Doch Mendelssohn ist ein umtriebiger Komponist, der auf vielen Hochzeiten gleichzeitig tanzt. Komponieren, reisen, Konzerte spielen – da verwundert es kaum, dass er seine 3. Sinfonie – die „Schottische“ – erst 13 Jahre später vollendet.
Die Uraufführung findet 1842 im Leipziger Gewandhaus statt. Der Beginn einer bis heute andauernden Aufführungspraxis. Und auch wenn die Musik viele Freiräume zulässt, ihr Grundgedanke führt zurück auf die Highlands, den Nebel, die Ruinen, auf Schottland.