Die Trompete spielt in der europäische Musikgeschichte natürlich schon lange ein Rolle: in der Barockzeit etwa ist sie nicht weg zu denken, zum Beispiel bei Johann Sebastian Bach. Sie ist hier besonders festlichen und starken Stellen vorbehalten. Wenn sie dabei ist, dann sehr prominent.
Kaum Solo-Repertoire für Trompete
Später wird die Trompete Teil des immer größer werdenden Orchesters. Es gibt auch mal kurze Solo-Passagen, aber ein richtiges Solo-Instrument ist die Trompete nicht. Aus der Wiener Klassik und später der Romantik kennen wir unzählige Violin- und Klavierkonzerte, wo also eine Solistin oder ein Solist an dem Instrument im Mittelpunkt steht. Aber Trompetenkonzerte? Es gibt ein berühmtes von Joseph Haydn, eines von Johann Nepomuk Hummel aber das war’s dann im Grunde.
Der schwedische Trompeter denkt sich also: wenn es kein Repertoire für Solo-Trompete gibt, muss er dafür sorgen, dass welches entsteht. Selbst komponieren kommt für ihn nicht in Frage, aber er kennt Menschen, die ihn mit Komponisten zusammenbringen. Der befreundete Dirigent Elgar Howarth wird ein wichtiger Vermittler.
Auftragskompositionen für Hardenberger
Eines der ersten großen Werke, die für Hardenberger als Solisten in Auftrag gegeben werden, ist „Endless Parade“ vom britischen Komponist Harrison Birtwistle. Hardenberger hat großen Erfolg mit den Aufführungen und spürt: da geht noch mehr.
Besagter Dirigent Elgar Howarth ist es auch, der Hardenberger mit dem Wiener Komponisten HK Gruber bekannt macht. Die BBC gibt ein Werk für Trompete bei ihm in Auftrag. „Aerial“ wird das Stück heißen.
Multiphonics und Kuhhorn
Gemeinsam experimentieren Gruber und Hardenberger an der Trompete um auszureizen, welche Klänge möglich sind, zum Beispiel Multiphonics, also mehrere Töne auf einmal erzeugen: Dabei spielt der Trompeter einen Ton und singt gleichzeitig einen anderen. Dabei entstehen teilweise so gut hörbare Obertöne, dass ganze Akkorde klingen
Gruber möchte noch mehr Klänge einbringen als die der Trompete und sucht nach einem verwandten Instrument. Er fragt Hardenberger nach einem archaischen Instrument, einer schwedischen Urtrompete, und Hardenberger verweißt auf das Kuhhorn.
Wie die Zusammenarbeit und die Experimente mit Kuhhörnern ausgegangen sind, erzählen Håkan Hardenberger und HK Gruber im Saitenwechsel.