+++Saitenwechsel wird präsentiert vom Gewandhausorchester.+++
In Orchestern sitzen heute Männer und Frauen in allen Stimmgruppen aber einige Berufe halten sich beharrlich als Männerdomänen: allen voran, die Komposition.
Schaut man auf die Spielpläne der großen deutschen Konzerthäuser und Opern werden immer noch verschwindend wenig Werke von Komponistinnen aufgeführt.
Momentan wird als Standard-Orchesterrepertoire vor allem sinfonische Musik aus dem 19. Jahrhundert gespielt. Aus der Epoche kennen wir heute kaum Komponistinnen. Bürgerliche Mädchen bekommen zu dieser Zeit ebenso wie Jungs Instrumentalunterricht, im Privaten Musik zu machen ist schwer in Mode. Aber beruflich? Frauen sind immer noch vor allem Ehefrau und Mutter.
Zwei Namen von Frauen aus dieser Zeit sind auch heute noch sehr bekannt, nicht nur aber auch wegen ihrer berühmten Brüder und Ehemänner. Fanny Hensel, die Schwester von Mendelssohn und Clara Schumann, deren 200. Geburtstag die Klassikwelt dieses Jahr feiert.
Gezielte Ausbildung zur Konzertpianistin
Die gebürtige Clara Wieck ist schon als Kind ein Ausnahmetalent am Klavier. Nach der Trennung ihrer Eltern zieht der Vater sie auf. Der Musikpädagoge bildet seine Tochter systematisch zur Konzertpianistin aus: dazu gehört zu der Zeit neben dem Klavierspiel auch Singen und: Komponieren. Die Pianistin Clara Wieck ist ein internationaler Star als sie Robert Schumann heiratet. Er ist zu der Zeit noch weit weniger erfolgreich.
In den Jahrzehnten nach ihrem Tod wird aus der Erinnerung an die Pianistin mehr und mehr die Muse des Genies Robert Schumann. Erst die Frauenbewegung in den 1970er Jahren lenkt den Fokus wieder auf ihr Schaffen als Pianistin und Komponistin.
Andere Situation in der Sowjetunion
Und wie geht es im 20. Jahrhundert weiter? Einen großen Teil davon miterlebt hat die russische Komponistin Sofia Gubaidulina, die heute in der Nähe von Hamburg lebt. Mit stolzen 87 Jahren komponiert sie immer noch. Ihre Karriere beginnt als Studentin im Moskau der Sowjetunion. Sie sagt, sie habe dort nie Benachteiligung gegenüber männlichen Kollegen erfahren.
Als sie in den 90ern nach Deutschland zieht ist sie bereits eine feste Größe in der Komposition und ihr Erfolg steht außer Frage. Sie erlebt nun aber sehr stark wie Komponistinnen in Westeuropa und den USA gegen ungleiche Bezahlung und Benachteiligung ankämpfen müssen.
Die verfestigten Bilder des 19. Jahrhunderts sind inzwischen aufgebrochen. An Musikhochschulen studieren mittlerweile mehr Frauen als Männer ein Instrument. In den Fächern Dirigieren und besonders Komposition holen die Frauen aber nur sehr langsam auf.
Frauen als Thema in der Musik
Eine Komponistinnen, die es bereits in die deutschen Spielpläne geschafft hat ist Ella Milch-Sheriff aus Israel. In den letzten zehn Jahren wurden mehrere Opern von ihr in Deutschland uraufgeführt. Diese Saison hat sie zwei Auftragskompositionen am Gewandhaus zu Leipzig. Sie sagt, die Qualität ihrer Musik sein nicht anders, weil sie eine Frau ist, ihre Themen aber schon. Sie vertont bevorzugt Lyrik von Dichterinnen und wählt häufig Frauen als zentrale Figuren ihrer Opern.
Nicht weil sie besser sind, es sind irgendwie meine Themen, meine Sprache, was mich interessiert, und Frauen sind so interessant, ein gutes Thema! – Ella Milch-Sheriff, Komponistin
In ihrer nächste Oper geht es um Alma Mahler, die selbst noch Komposition studierte, als sie Gustav Mahler kennenlernte. Was Ella Milch-Sheriff mit ihr gemeinsam hat, erzählt sie Eva Morlang in dieser Folge des Saitenwechsels.