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Judith Holofernes
Foto: Christoph Voy

Tracks & Traces | Judith Holofernes – Der Krieg ist vorbei

Vom Loslassen und Neu-Anfangen

Die Musikerin und Autorin Judith Holofernes begibt sich im Song „Der Krieg ist vorbei“ mit Posaunen und Trompeten auf eine Prozession durch einen zerstörten Ort. Was nach posttraumatischen Erfahrungen klingt, ist von der Realität des Musikbetriebs nicht so weit entfernt. In Tracks & Traces nimmt sie den Song auseinander.

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Die Träume anderer Leute

Guten Tag, ich will mein Leben zurück“. Mit dieser Songzeile fängt 2002 alles an. Heute, 20 Jahre später, kann man festhalten: Judith Holofernes ist genau das gelungen.

Sie ist eine der prägendsten Songschreiberinnen ihrer Generation. Hat mit ihrer Band Wir Sind Helden und ihrem Soloprojekt in ausverkauften Hallen große Pop-Hymnen gesungen. Album, Promotion, Tour – das ist lange Zeit Alltag für Judith Holofernes. Und irgendwie auch der komplette Wahnsinn, wie sie als Frontfrau und Mutter von zwei Kindern versucht, alles unter einen Hut zu kriegen.

Aus den Zwängen des Musikbetriebs hat sie sich in den letzten Jahren Schritt für Schritt befreit. Nachlesen kann man das in ihrem gerade erschienenen Roman „Die Träume anderer Leute“, in dem sie über das Erwachsenwerden im Pop, den Fluch und Segen des Erfolgs und die Vereinbarkeit von Familie und Band schreibt.

Echtes Klavier, imaginäres Orchester

Das Motiv des Loslassens ist auch schon im Song „Der Krieg ist vorbei“ aus ihrem 2017er Soloalbum „Ich bin das Chaos“ erkennbar. „Es geht darum, bestimmte Kämpfe nicht loslassen zu können und nicht zu merken, dass es vorbei ist“, sagt Holofernes über den Song. Es ist der erste, den sie komplett am Klavier schreibt.

Ich war total verliebt ins Schreiben am Klavier, weil ich das super finde, auf Instrumenten zu schreiben, die man eigentlich nicht beherrscht, weil man auf andere Ideen kommt.

Foto: Christoph Voy

Mit den ersten Songskizzen im Gepäck geht es auf die Färöer Inseln, ins Studio des Musikers Teitur. Dort entsteht die Songstruktur und die Idee, das Arrangement sowohl inhaltlich als auch musikalisch mit cinematischen Assoziationen aufzuladen. Das Thema: Eine Prozession, die nach einer Katastrophe durch einen zerstörten Ort geht. Posaunen und Trompeten inklusive.

Wir haben uns ein imaginäres Orchester ausgedacht und es „Imaginary Doomsday Orchestra“ genannt. Das besteht zur Hälfte aus echten Orchesterinstrumenten. Da kommt aber immer etwas dazu, das den Sound so bastardisiert, dass es so eine Weirdness bekommt.

Arbeitstitel „PTSD“

Den Plot-Twist hebt sich Judith Holofernes für die letzten Takte auf, in denen sich herausstellt, dass die Ich-Erzählerin sich offensichtlich irgendwo in den Trümmern mit einer Waffe verschanzt hat und nicht rauskommen will.

Zwischendurch hatte der Song den Arbeitstitel „PTSD“ (Post-Traumatic Stress Disorder). Im Grunde sei das eine Fiktionalisierung ihres eigenen Traumas, sagt Judith Holofernes. Es gehe um ihre Schwierigkeiten, mit etwas aufzuhören und loszulassen. So ganz losgesagt vom Musikzirkus hatte sie sich schließlich zum Zeitpunkt ihres zweiten Soloalbums noch nicht. Und jahrelanges Touren mit Wir Sind Helden sowie damit verbundene Erwartungshaltungen haben Spuren hinterlassen.

Was mir in den Knochen saß, war nicht diese Band, mit der ich unheimlich viel Spaß hatte, sondern die Überlastung, also der Erfolgsdruck, der über Jahre auf meinen Schultern lag. Und das, was leider unromantischerweise mit dem Popstarsein kommt, nämlich wahnsinnig viel zu arbeiten.

In dieser Folge von Tracks & Traces nimmt Judith Holofernes zusammen mit ihrem Mann und Ex-Wir-Sind-Helden-Schlagzeuger Pola Roy den Song „Der Krieg ist vorbei“ Spur für Spur auseinander. Die beiden erinnern sich an die ersten Ideen am Klavier, an eine Reise auf die Färöer Inseln und an ein ziemlich schräges Orchester.

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