Von Kellerclubs in große Hallen
Leoniden. Fünf Musiker aus Kiel, die jedes Konzert so spielen, als wäre es ihr letztes. Konfettiregen, Schweiß, Ekstase. Diese Band gehört einfach auf die Bühne. Angefangen als Geheimtipp in kleinen Kellerclubs, füllen Leoniden mittlerweile große Hallen.
Erarbeitet haben sie sich das mit einem glühenden Do-It-Yourself-Spirit. Vom eigenen Label, über selbst gebastelte Bühnenschilder bis zum Merchandise – seit Jahren machen die Jungs einfach alles selbst. Im August erscheint ihr drittes Album: „Complex Happenings Reduced To A Simple Design“. Der Albumtitel ist auch ein bisschen das Motto im Song „L.O.V.E.“
Liebe ist ein wirklich sehr simples Design, aber ein ziemlich komplexes Happening. Es ist so einfach zu sagen: „Ich liebe dich“. Wenn man es kann. Aber eigentlich geht es um das komplexeste ever.
Eine schwere Geburt
Die erste Idee für den Song entsteht 2018 in einem Backstage-Raum am Piano. In der finalen Version ist es die Melodie, die „L.O.V.E“ einleitet. Gespielt auf einem Wurlitzer, das sich Leoniden bei der befreundeten Band Von Wegen Lisbeth ausleihen und beim Transport versehentlich beschädigen, wodurch es den leicht kratzigen Sound bekommt.
Für die Produktion arbeiten die Kieler erstmals mit Markus Ganter (Tocotronic, Casper, AnnenMayKantereit) zusammen. Die Aufnahmen entstehen teils in dessen Berliner Studio, teils in den Lala-Studios Leipzig mit Co-Produzent Magnus Wichmann.
Dann wurde es schwierig, weil so wie für uns L.O.V.E. das erste Signal für das Album war, wäre auch der erste Mix das erste Signal gewesen, um die Welt aufzumachen: Wie klingt denn Leoniden jetzt? Wir haben wirklich 74 Mixe gehört. Und der 73. ist es geworden.
Vibe schlägt Perfektionismus
Zwischendurch nimmt die Band den Song nochmal ganz neu auf. Von der ersten Idee bis zum finalen Mix vergehen fast zwei Jahre. Doch der Aufwand zahlt sich aus, vor allem weil Leoniden im Studio alte Gewohnheiten über Bord werfen.
Und auf einmal hatte unsere Aufnahme einen Vibe. Wir haben dieses Wort zehn Jahre lang belächelt. Das mussten wir jetzt einfach lernen, dass das gar nicht sowas esoterisches ist, wie man immer denkt, sondern dass da wirklich was dran ist. Wenn es ein gut gespielter Take ist, dann ist das einfach der bessere Take als der perfekte.
In dieser Folge von Tracks & Traces hört ihr, warum L.O.V.E. eine sehr lange und schwere Geburt hinter sich hat. Ihr hört erste Songskizzen, die nach Whitest Boy Alive und Korn klingen. Erfahrt, welche Details in dem ungefähr 200 Spuren mächtigen Arrangement stecken. Und: warum es verdammt schwer ist, ein Liebeslied zu schreiben.