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Thees Uhlmann
Foto: Ingo Pertramer

Tracks & Traces | Thees Uhlmann – Fünf Jahre nicht gesungen

„WiMaMu – Wir machen Musik!“

Der steinige Weg aus der kreativen Sackgasse führt manchmal nur über die Einsicht des eigenen Scheiterns. Thees Uhlmann ist an seinen neuen Songs gescheitert, hat alle verworfen und von vorn angefangen. „Fünf Jahre nicht gesungen“ ist der gefühlt 17-strophige Befreiungsschlag nach einer schweren Schaffenskrise.

Das verflixte dritte Album

Sieben, acht Songs sind schon komponiert, als Thees Uhlmann auffällt, dass er die Texte „brutal schlecht“ findet. Der Wurm ist drin vor Soloalbum Nummer drei. Und plötzlich stellt der Musiker, Labelgründer, Buchautor und Vater einer Tochter sein Narrativ der letzten Jahre, er würde mit steigendem Alter immer erfolgreicher werden, in Frage.

Tatsächlich klingt die Chronologie der Uhlmann-Vita gar nicht so übel: In den 90ern mit Tomte angefangen und die Tocotronic-Tourtagebücher geschrieben, in den 2000ern das Label Grand Hotel Van Cleef gegründet, gefeierte Tomte-Alben mit Indiehymnen, die so schnell nicht mehr weggehen. Die darauffolgenden Soloplatten landen weit oben in den Charts. Dann der Ausflug in die schreibende Zunft mit dem von Kritikern und Fans geliebten Roman „Sophia, der Tod und ich„. Irgendwo zwischendrin noch die Springsteen-Biografie eingesprochen. Jetzt also das verflixte dritte Album.

Ich habe das ganze Ding einfach abgebrochen. Und die wichtigsten Bands auf meiner eigenen Plattenfirma sind eben Kettcar und ich. Wenn ich dann sage: „Die Platte dauert noch zwei Jahre“, dann ist das für alle nicht besonders witzig. Aber das muss man dann machen. Dann habe ich nochmal ein Vierteljahr nachgedacht und die ersten Texte geschrieben, die dann weiter reingegangen sind in so Kernthemen, dunkle Sachen und mein eigenes Selbst. – Thees Uhlmann

Thees Uhlmann 01 Gregor Schenk detektorfm WEB

Simon Frontzek, Thees Uhlmann, Rudi Maier. Foto: detektor.fm

„Dann hat dieser Song eben 17 Strophen“

Tatkräftige Unterstützung beim Neuanfang gibt es in Person von Simon Frontzek und Rudi Maier, die u.a. auch bei Tomte, Burkini Beach und Das Paradies mitwirken. Das Trio harmoniert im Studio auf Anhieb.

Die beiden überzeugen Thees Uhlmann, beim Texten sein Innerstes nach außen zu kehren und gehen beim Einspielen der Instrumente pragmatisch und lösungsorientiert vor.

Es gibt nicht mehr viele Leute, die sich für unsere Musik interessieren. Das hat uns ein bisschen frei gemacht, im Sinne von: Ist doch egal, dann hat dieser Song eben 17 Strophen. Wir saßen auf dem Sofa und haben uns gefragt: „Müssen wir jetzt noch einen Marshall-Turm anschließen, damit sich das irgendwie nach Rock anhört? – Nee!“ Dann haben wir immer geschrien: WiMaMu! Wir machen Musik. – Thees Uhlmann

Das Leben ist kein Highway, es ist die B73

Die Zeit, in der Uhlmann keine Songs schreibt, ist nicht gerade ereignisarm. „Fünf Jahre nicht gesungen“ mangelt es dementsprechend nicht an Themen. Irgendwo muss die aufgestaute Wut über Brexit, Trump, Rechtsruck und Instagram ja hin.

Jan Plewka wurde mal gefragt, warum er auf Deutsch singt und nicht auf Englisch. Er hat gesagt: „Eine Autobahn ist kein Highway“. Das ist pures Gold. Der Satz hat mich nie verlassen. Das ist dieses „Ich lieb mein Leben so doll, voll geil“ – so eine Instagramhaftigkeit der Dinge, dass wirklich der letzte Schrott emotional überhöht wird. Ich finde es total gut, ein normales Leben zu führen. Und die B73 ist die Definition einer normalen Straße.

In Tracks & Traces nimmt Thees Uhlmann zusammen mit seinen Produzenten Simon Frontzek und Rudi Maier den Song „Fünf Jahre nicht gesungen“ Spur für Spur auseinander, erläutert die Bedeutung des „Hosenhobels“ und erklärt, was das alles mit Katrin Bauerfeind zu tun hat.

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