Zehn Jahre detektor.fm – das heißt auch: zehn Jahre detektor.fm-Sessions. Über 200 Bands haben wir in unserem Studio empfangen. Die Fotowand dort ist stiller Zeuge unzähliger Momentaufnahmen. Livemusik in ihrer reinsten Form, mal auf das Nötigste reduziert, mal mit „großem Besteck“. Erinnerungen, die bleiben und die wir nun auf eine Platte gepresst haben.
Zumindest ein kleiner Ausschnitt hat es auf den Langspieler geschafft. Eine Auswahl von zwölf Songs. Ein haptischer Traum aus blauem Vinyl, natürlich streng limitiert. Ihr bekommt es ausschließlich im Austausch von Zärtlichkeiten bei unserer Geburtstagsparty und der vorgelagerten Podcast-Tour. First come, first serve.
Eine Platte, 12 Songs
Es war gar nicht so einfach, aus der Masse an detektor.fm-Sessions zwölf Songs rauszupicken. Das Resultat ist ein Querschnitt verschiedenster Künstler*innen, die in frühen und späten detektor.fm-Phasen zu Gast in unserem Studio waren. Hier kommt die Tracklist. Zwölf Studioaufnahmen und ihre Geschichten.
A1: KAFKA TAMURA – From Here (6.3.2019)
Die Geschichte von Kafka Tamura ist ein kleines Digitalmärchen. Zwei Leipziger stoßen bei Soundcloud auf eine 16-jährige Sängerin aus England, gründen mit ihr eine Band – und landen direkt mit dem ersten Song einen kleinen Youtube-Hit. 2013 holen wir sie das erste Mal ins Studio. Und schauen der Band seither beim Wachsen zu. Im Kern zwar zum Duo geschrumpft, kommen sie 2019 in voller Livebesetzung zu uns zurück. Heißt: als Sextett, mit Schlagzeug, Keyboards, Verstärkern. Passt nicht ins kleine detektor.fm-Studio? Oh doch!
A2: CALEXICO – Sunken Waltz (11.11.2015)
Calexico-Frontmann Joey Burns spaziert 2015 mit einem Stapel Kunstbücher unter dem Arm ins detektor.fm-Studio, die ihm kurz zuvor sein Kumpel Neo Rauch mitgegeben hat. Im Interview erzählt uns Kunstfreund Burns außerdem von einem Mexikaner, der beschlagnahmte Kartellwaffen zu Musikinstrumenten umfunktioniert – und gräbt für die Session ganz tief in Calexicos mächtigem Backkatalog.
A3: DIE HÖCHSTE EISENBAHN – Gierig (2.9.2016)
Louie ist der Typ mit dem Auto in Brandenburg. Es geht ihm super und er will da nicht weg. Sie aber schon. Louie nervt das. Er sagt: »Sei nicht so gierig! Du hast hier doch alles.« Es sind diese feinsinnig beobachteten Geschichten, für die wir Die Höchste Eisenbahn lieben.
A4: INTERNATIONAL MUSIC – Für Alles (10.4.2019)
Wenn sich Velvet Underground in einer Essener Trinkhalle formiert hätten, dann klängen sie vielleicht wie International Music. Das Debütalbum des Trios wird 2018 völlig zurecht mit Liebe von der Kritik überschüttet und landet auf Platz eins unserer Hörer-Jahrescharts. Die Einladung zur detetektor.fm-Session folgt postwendend. »Für alles kennst du Wörter, die beschreiben, was du siehst. Für alles andere fehlt das Repertoire«, singen sie. Nennen wir es: »Just Like Honey im Ruhrgebiet«.
A5: BALTHAZAR – Leipzig (1.12.2015)
Balthazar stolpern 2012 eines Morgens direkt aus dem Nightliner in unser Studio. Müde und verkatert. Manchmal ja die optimale Grundstimmung für spezielle Momente. Und der Tourstopp in Leipzig ist für die Band aus Belgien besonders. Jedenfalls schreiben sie an eben diesem November-Tag den Song »Leipzig«. Im offiziellen Musikvideo taucht sogar kurz unser Studio auf. Und drei Jahre später kommen Balthazar wieder und müssen nicht lange überlegen, welchen Song sie diesmal in der detektor.fm-Session spielen.
A6: MARTIN KOHLSTEDT – HAR (14.1.2015)
Martin Kohlstedt kommt an diesem kalten Mittwoch im Januar 2015 etwas zu früh ins Studio und holt sich gegenüber in der »Grünen Pforte« erstmal ein warmes Süppchen. Aufgewärmt und tiefenentspannt spielt er dann an Synthesizer und E-Piano eine detektor.fm-Session, an die wir noch lange zurückdenken. In typisch kohlstedtscher Art mimt er jeden Ton nach und peitscht seinen KORG an die Grenzen des Machbaren. Ein Ohrenschmaus.
B1: TINA DICO & HELGI JONSSON – No Time To Sleep (29.3.2011)
Wenn es ein Symbolbild gibt für das Knistern zwischen zwei Menschen, dann das hier: Tina Dico und Helgi Jonsson werfen sich beim Singen schmachtende Blicke zu, umtänzeln einander mit ihren Stimmen und wir – sowie mittlerweile fast eine Million Youtube-Zuschauer – werden Zeuge, wie die Funken sprühen. Inzwischen sind die beiden verheiratet und haben drei Kinder. Der Grundstein dafür wurde vielleicht nicht in der Session bei uns gelegt, aber – um es mit einem der Video-Kommentare zu sagen – There’s magic here.
B2: GURR – Walnuss (31.1.2017)
Andreya Casablanca und Laura Lee Jenkins bringen von ihrer gemeinsamen Zeit an der amerikanischen Westküste nicht nur musikalische Inspiration mit nach Hause, sondern auch eine gehörige Portion DIY-Mentalität, die wir sehr zu schätzen wissen. Auch die alte Dame BBC ist amused und lädt Gurr, kurz nachdem die Band bei uns war, 2017 zur Session ein.
B3: NADA SURF – See These Bones (22.11.2018)
Für Nada Surf ist der zehnte Geburtstag eine entfernte Erinnerung. 2018 feiert die New Yorker Band schon das 15-jährige Jubiläum ihres dritten Albums »Let Go« – ein Meilenstein in der üppigen Diskographie, mit kleinen und großen Indierock-Hymnen über das Fehlen der Liebe und den Trost in der Musik. Die zugehörige Jubiläumstour führt Sänger Matthew Caws auch in unser Studio, wo er den Nada-Surf-Klassiker »See These Bones« zum Besten gibt.
B4: DAS PARADIES – Hinter deiner schönen Stirn (30.8.2018)
Das Paradies singt von Zentrifugen, Discoscootern und Erdantriebspropellern. Eat this, Deutschpop! Florian Sievers, der 2010 schon einmal mit Talking to Turtes ein denkwürdiges Studiokonzert bei uns spielt, sagt im Interview: »Ich wollte schauen, was passiert, wenn ich mit deutschsprachigen Zeilen herumspiele. Vorher war für mich die Musiksprache immer Englisch.« Aus einer Fingerübung wird eine unfassbar gute und schlaue Platte mit Zeilen wie: »Wie du die Wirklichkeit zerwürfelst / Und mit viel, viel Zucker / Wieder zusammenwirfst.« Wir sind auf Liebe eingestellt.
B5: WHOMADEWHO – Another Day (10.4.2014)
Immer, wenn WhoMadeWho bei detektor.fm läuft, wird es in mindestens einem Büro laut. Groß ist auch die Freude, als uns die ursymphatischen Dänen zu unserem achten Geburtstag eins ihrer schweißtreibenden Konzerte schenken. Etwas gesitteter geht es 2014 bei der Session zu, mit Ausnahme des famosen Schlussakkords, zu dem der Verstärker dann doch malträtiert wird.
B6: KAKKMADDAFAKKA – Restless (16.5.2014)
Auch wenn wir nicht gerne darüber reden, aber mit dieser Band verbindet uns wirklich etwas Einzigartiges. Nicht nur, dass wir seit ihrem ersten Album von 2011 so ziemlich jede Kakkmaddafakka-Single rauf und runter gespielt haben. Zu einem ihrer wohl bekanntesten Songs haben wir vor Jahren ein Lipdub-Video gedreht. Seitdem sind Kakkmaddafakka Teil der
detektor.fm-DNA. 2014 haben sie uns ihren Hit »Restless« in der Session kredenzt, inklusive Improvisation und Gaga-Ansage. KMF at its best.
Zehn Jahre detektor.fm – Wir feiern Geburtstag!
Unser erster runder Geburtstag. Das feiern wir! Mit euch.
Die Party mit Shout Out Louds, Lars Eidinger, ÄTNA
Samstag, 16. November 2019, Leipzig (Täubchenthal)