Chile befindet sich in Aufruhr. Vor mehr als einer Woche hatten erhöhte Fahrpreise Proteste ausgelöst.
Die Demonstrationen weiten sich von der Hauptstadt Santiago aufs ganze Land aus. Piñera, der Präsident Chiles, bezeichnet den Konflikt als „Krieg gegen einen machtvollen und unerbittlichen Feind“. Die Konsequenz: Piñera ruft den Notstand aus. Daraufhin setzt man Soldaten zur Aufstandsbekämpfung ein. Das weckt bei vielen Chilenen dunkle Erinnerungen an die Diktatur Pinochets.
Der sozialistische Präsident Salvador Allende wurde am 11. September 1973 von Augusto Pinochet mithilfe des Militärs und der CIA geputscht. Die Militärjunta regierte bis 1990 und formt das Land um, nicht nur politisch. Ökonomisch wurde Chile zum „Versuchslabor“ des Neoliberalismus, das meint zumindest die Journalistin und Aktivistin Naomi Klein und beschreibt die Entwicklung als „Schockstrategie“. Zum Beispiel wurden vormals öffentliche Güter wie Strom und Wasser privatisiert. Die Reformen gingen aber noch weiter. So gab man auch Bildungs-, Gesundheits- und Rentensysteme aus der öffentlichen Hand.
Ein Ende in Sicht?
Die Austeritätspolitik und Privatisierungen in Chile haben zu einer großen Kluft zwischen Arm und Reich geführt. Diese Spaltung wurde auch in den letzten knapp 30 Jahren des demokratischen Chiles nicht angegangen. 1 Prozent der Chilenen besitzen heute fast ein Drittel des nationalen Vermögens.
Mittlerweile sind 70 bis 80 Prozent der chilenischen Familien verschuldet. – Detlef Nolte, Professor am GIGA-Institut in Hamburg
Auf den Demonstrationen sind bisher 15 Menschen umgekommen. Und obwohl Präsident Piñera die Erhöhung der Preise zurückgenommen hat, halten die Proteste an. Das zeigt, dass der Konflikt tiefer sitzt und noch andere soziale Ursachen hat.
Was gerade in Chile passiert, welche historischen Hintergründe bei der Analyse eine Rolle spielen und wie ernst es Piñera mit dem sozialen Wandel meint, bespricht detektor.fm-Moderatorin Yvi Strüwing mit Detlef Nolte vom GIGA-Institut in Hamburg.
Redaktion: Liam Pape
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