Was von Franco bleibt
40 Jahre lang wurde Spanien mit fester, faschistischer Hand beherrscht: Die Diktatur unter Francisco Franco ist für hunderttausende Exekutionen an politischen Gegnern und 190 Konzentrationslager mit über 1,5 Millionen Häftlingen verantwortlich. Erst mit dem Tod Francos im Jahr 1975 ist in Spanien der Weg in die Demokratie gelungen.
Auch über den Tod hinaus hat der Diktator der spanischen Gesellschaft ein Andenken hinterlassen: Während seiner Herrschaft hat er für sich, aber auch für seine faschistischen Kameraden und den Gefallenen des spanischen Bürgerkriegs ein Mausoleum erbauen lassen. 19 Jahre lang haben mehr als 20.000 Zwangsarbeiter die Grabstätte in einen Fels nahe Madrid gehauen. Mit dem feierlichen Begräbnis des Diktators wurde das Mausoleum zum Pilgerort für Faschisten. Denn jedes Jahr versammeln sich zum Todestag Francos Faschisten aus aller Welt, um ihrem Idol zu huldigen.
Da sollte, denke ich, dringend etwas passieren, nicht nur die Exhumierung, sondern eine neue Bestimmung des Ortes stattfinden. – Silke Hünecke, forscht unter anderem zur Erinnerungskultur in Spanien an der TU Chemnitz
Hat Spanien die Zeit des Franquismus aufgearbeitet?
Die Gräben allerdings sind tief und viele Spanier haben Angehörige zu Zeiten der Diktatur verloren. Ein Teil der Spanier versucht, das Grab als Versöhnungsort zu propagieren. Schließlich seien hier auch die Gebeine Oppositioneller begraben. Für die Opferverbände jedoch handelt es sich bei dem Mausoleum aber in erster Linie um ein Monument für Francos Triumph. Die Gedenkstätte Francos, das „Tal der Gefallenen“, kann als Symbol für den historisches Riss in der spanischen Gesellschaft betrachtet werden.
Nun sind die Überreste Francos auf Anweisung der Regierung umgebettet worden. Ministerpräsident Pedro Sánchez erklärt die Exhumierung als „Triumph der spanischen Demokratie“.
Inwiefern Francisco Franco im heutigen Spanien noch eine Rolle spielt und wie die Gesellschaft mit ihrer Erinnerungskultur umgeht, darüber spricht detektor.fm-Moderator Philipp Weimar mit der Politikwissenschaftlerin Silke Hünecke. Sie lehrt und forscht zur Erinnerungskultur in Spanien und ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl „Kultureller und sozialer Wandel“ der TU Chemnitz.
Redaktion: Liam Pape
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