Friedensnobelpreis 2019
Es wurde nicht Greta Thunberg, dabei hatten schon viele damit gerechnet. Tatsächlich aber ist es Abiy Ahmed, der den diesjährigen Friedensnobelpreis bekommt. Er ist der Regierungschef Äthiopiens. Geehrt wird er für sein Engagement in der Beendigung des Kriegszustands mit Eritrea. 2018 haben die beiden Länder einen Friedensvertrag beschlossen.
Seit 1960 haben die beiden Länder Krieg geführt, immer nur mit kleinen Unterbrechungen. Zu Beginn war es der Unabhängigkeitskrieg. Der dauerte 30 Jahre, bis in die frühen 90er Jahre hinein, und hat zahlreiche Todesopfer gefordert. Folge: Eritrea spaltet sich von Äthiopien ab. Mit der Unabhängigkeit Eritreas kommen allerdings auch Grenzkonflikte auf. Zwischen 1998 und 2000 wurden mehr als 100 000 Menschen in dem Grenzkrieg ermordet. Das Verhältnis galt als äußerst angespannt. Die prekäre Lage trieb zudem Millionen Menschen zur Flucht.
Mit der Unabhängigkeit Eritreas wurde Äthiopien zum Binnenstaat. Ein freier Zugang zu Häfen ist aber unerlässlich für eine weitere wirtschaftliche Entwicklung. Äthiopien ist die aufstrebende Wirtschaftsmacht in der Region. Bisher mussten Waren umständlich und hoch besteuert durch den Nachbarstaat Dschibuti exportiert werden. Das soll sich nun ändern, auch dank des Friedensvertrags. Der ökonomische Erfolg des Abkommens ist aber fraglich.
Die eritreische Regierung hat ihre Macht in Gefahr gesehen und dann die Grenzen einseitig nach und nach wieder geschlossen. Im Moment haben wir keine offene Grenzen. – Nicole Hirt, GIGA
Vielfältige Region – Diverse Konflikte
Ahmed steht innenpolitisch unter hohem Druck. Äthiopien ächzt unter den schwelenden Konflikten verschiedener Volksgruppen und den drei Millionen Geflüchteten im Innland. Außerdem hat das Land rund eine Millionen Schutzsuchende aus anderen Staaten aufgenommen. Ahmed ist zudem Erbe einer jahrzehntelangen Diktatur. Trotzdem hat Ahmed zahlreiche Reformen angestoßen und das Land politisch sowie wirtschaftlich liberalisiert. Daraus folgte ein großer wirtschaftlicher Aufschwung und ein Mehrparteiensystem. Kritik wird allerdings laut, da die Reformen an seine Person gebunden sind. Langfristig solle sich etwas an der politischen Struktur ändern.
Frieden ist ein langwieriger Prozess, an dem viele Menschen beteiligt sind. Ahmed kann aber als Impulsgeber von Friedensprozessen in der Region gesehen werden.
Ich denke schon, dass der Friedensnobelpreis ihn im seinen Reformansatz den Rücken stärken wird. – Nicole Hirt
Über den Friedensnobelpreis, wie sich Abiy Ahmed ihn verdient hat und was für Auswirkungen das auf die Region hat, bespricht detektor.fm-Moderatorin Doris Hellpoldt mit Nicole Hirt vom German Institute of Global and Area Studies (GIGA).
Redaktion: Liam Pape
Zehn Jahre detektor.fm – Wir feiern Geburtstag!
Unser erster runder Geburtstag. Das feiern wir! Mit euch.
Die Party mit Shout Out Louds, Lars Eidinger, ÄTNA
Samstag, 16. November 2019, Leipzig (Täubchenthal)
Mehr Infos zur Veranstaltung und zum Ticketverkauf