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Wenn 2022 alle Atomkraftwerke vom Netz gehen, muss es in Süddeutschland trotzdem noch genug Strom geben. Deshalb will die Politik mehr Fernstromleitungen zwischen Nord und Süd bauen, damit zum Beispiel der an der Küste produzierte Windstrom seinen Weg Richtung Bayern findet. Die Bundesnetzagentur hält deshalb den Neubau von Leitungen in einer Länge von insgesamt 1.750 Kilometern für notwendig.
So wird zum Beispiel in Thüringen an der Südwest-Kuppelleitung gearbeitet. Die soll 210 Kilometer lang werden und Stromnetze aus West- und Ostdeutschland miteinander verbinden. Dabei wurden Strommasten aufgestellt, die 60 Meter hoch sind und eine Breite von 30 Metern haben.
Protest gegen neue Stromtrassen
Viele Bürgerinitiativen wehren sich gegen solche oberirdischen Stromtrassen. Die Masten verschandeln ihrer Meinung nach die Landschaft. Das könnte den Werten von Immobilien schaden – und auch der Tourismusbranche. Zudem sei die elektromagnetische Strahlung eine Gesundheitsgefahr, argumentieren sie. Außerdem stelle der Bau einen schweren Eingriff in das Ökosystem dar.
Freileitung versus Erdkabel
Die Kritiker fordern stattdessen das Verlegen von Erdkabeln. Dazu werden Leitungen in Röhren im Boden verlegt, etwa zwei Meter tief. Die Gegner dieser Methode wiederum wenden ein, dass der Eingriff in die Natur während der Kabelverlegung weitaus größer sei als bei einer so genannten Freileitung mit Strommasten. Später seien Erdkabel zwar unauffälliger; allerdings müsste über ihnen ein etwa zehn Meter breiter Streifen frei von Büschen und Bäumen gehalten werden. Die Wurzeln könnten die Leitungen beschädigen oder notwendige Reparaturen erschweren. Der Bau von Erdkabeln soll zudem deutlich kostspieliger sein.
Christoph Podewils vom Think Tank Agora Energiewende erklärt im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Alexander Hertel die Vor- und Nachteile der verschiedenen Lösungen für Stromtrassen.