Interesse an Daten?
Als Anfang 2015 ein Gewisser „John Doe“ den Journalisten der Süddeutschen Zeitung Daten angeboten hat, war noch nicht abzusehen, dass es sich um den größten Leak der Journalismus-Geschichte handelt. Erst im Laufe des Projekts ist ans Licht gekommen, dass die „Panama Papers“ Informationen über tausende geheime Briefkastenfirmen bereithielten. Der erste Schritt: Ordnung in die Daten bringen.
Die Daten sind technisch gesprochen unstrukturiert. – Vanessa Wormer, Recherchemitglied der SZ
Knapp 400 Journalisten aus 80 Ländern haben letztendlich am Panama-Projekt mitgearbeitet. Ohne die Hilfe des International Consortium for Investigative Journalism (ICIJ) wäre es auch kaum möglich gewesen, eine Datenmenge von 2,6 Terabyte auszuwerten.
Panama Papers: Wie groß ist ihre politische Sprengkraft?
Doch noch schwerer als das mühevolle Datensortieren ist vor allem die journalistische Herausforderung gewesen, mit dem Inhalt der Panama Papers richtig umzugehen. Schließlich enthalten sie pures Dynamit.
So zeigt bereits der Fall des isländischen Premiers Gunnlaugsson, welche politische Sprengkraft das Material hat. Kaum dass Gunnlaugssons Offshore-Vermögen publik geworden ist, wurden Rücktrittsrufe laut. Es drohen dem Land sogar Neuwahlen. Die Enthüllungen machen in diesem Fall deutlich: Befinden sich Journalisten im Besitz von Daten wie den Panama Papers, nehmen sie gesellschaftliche Richterrollen ein – ob sie wollen oder nicht.
Die Verantwortung, die in solchen Fällen auf Journalisten lastet, ist enorm. Es liegt in ihrem Ermessen zu entscheiden, was öffentlich relevant ist und was privat bleiben sollte. Denn Briefkastenfirmen an sich sind nicht illegal. Nur wer ein öffentliches Amt bekleidet – so wie Gunnlaugsson – sollte sein Geld lieber nicht hinter Briefkastenfirmen verstecken.
Eine Probe für modernen Journalismus
Was ist relevant und stichhaltig? Welche Informationen ziehen nur die Aufmerksamkeit der Leser auf sich, liefern aber keine Hintergründe. Bei solch brisantem Material wie den Panama Papers müssen sich Journalisten diesen Fragen stellen – oder eben auch Kritik einstecken. So wirft der Journalist Stefan Winterbauer seinen Kollegen vor, die Panama Papers seien vor allem eine PR-Maschine: zu viel „wer“, zu wenig „was“.
Wie gehe ich als Journalist mit Datenleaks um und wie finde ich in ihnen die spannende Geschichte? Diese Fragen hat detektor.fm-Moderatorin Maj Schweigler der Süddeutsche Zeitung-Journalistin Vanessa Wormer gestellt. Sie ist Teil des investigativen Rechercheteams, das die Panama Papers veröffentlicht hat.
Redaktion: Richard Hees