Vier Wochen Wahlkrimi
In Österreich wird der Bundespräsident direkt vom Volk gewählt. Das ist ein Grund, warum die aktuelle Wahl in Österreich so spannend geworden ist. Schon im ersten Wahlgang hat es einen Paukenschlag gegeben: Keiner der Kandidaten der Regierungsparteien ÖVP und SPÖ hatte es in die Stichwahl geschafft – zum ersten Mal in der Nachkriegszeit.
Stattdessen holte Norbert Hofer, der Kandidat der rechtspopulistischen FPÖ, die meisten Stimmen. In der Stichwahl trat Hofer am Sonntag gegen den grünen Politiker Alexander Van der Bellen an. Der FPÖ-Kandidat Hofer ging als Favorit in die Abstimmung, Van der Bellens Unterstützer finden sich hauptsächlich in Städten und im intellektuellen Lager.
Neuer Bundespräsident, aber hauchdünner Sieg
Noch am Sonntagabend lagen Hofer und Van der Bellen Kopf an Kopf. Fast genau fünfzig Prozent der Wähler hatten für den Blauen gestimmt und fünfzig Prozent für den Grünen. Entscheidend waren heute die Stimmen aus der Briefwahl. Sie wurden – trotz heftiger Kritik – erst im Laufe des Tages ausgezählt.
Die Detailergebnisse der #Bundespräsidentenwahl >> https://t.co/SpOwlXG07b pic.twitter.com/TS2FZY9FNX
— DiePresse.com (@DiePressecom) 23. Mai 2016
Am Ende lagen zwischen Hofer und Van der Bellen nur 0,6 Prozent der Wählerstimmen. Mit knappen 30.000 Stimmen Vorsprung gewann der Grüne Alexander Van der Bellen die Wahl, ein passionierter Raucher:
Alexander Van der Bellen neuer Bundespräsident Österreichs https://t.co/NaOiKSINdc #bpwahl16 pic.twitter.com/7REXyrh5bn
— profil online (@profilonline) 23. Mai 2016
Wie geht es weiter?
Der Rechtspopulist ist nicht Bundespräsident geworden, Österreich atmet auf.
Ich habe heute sehr viele Menschen auf ihr Smartphone starren sehen. Hier in Wien hatten die meisten dabei ein Grinsen im Gesicht. – Bastian Brauns, ZEIT-Journalist in Wien
Aber ist damit das Problem vom Tisch? Nein, sagt Journalist Bastian Brauns im detektor.fm-Interview nach Bekanntgabe der Ergebnisse. Auch wenn Hofer nicht gewonnen hat, sei die Gefahr durch die FPÖ nicht gebannt. Sowohl der neue Bundespräsident Alexander Van der Bellen als auch der vergangene Woche vereidigte Bundeskanzler Christian Kern von der SPÖ stünden vor eine großen Aufgabe. Die Österreicher sind unzufrieden mit den etablierten Parteien, das Land ist gespalten.
Der Grüne Alexander Van der Bellen hat auf den letzten Metern die Wahl zum Bundespräsidenten in Österreich gewonnen. Ist damit die Gefahr des Rechtspopulismus in Österreich gebannt? detektor.fm-Moderatorin Maj Schweigler hat nach der Bekanntgabe des Endergebnisses live mit Bastian Brauns in Wien gesprochen. Der Journalist berichtet für ZEIT ONLINE über die Bundespräsidentenwahl in Österreich.