Der Konflikt in der Ukraine schwelt zwar schon seit Jahren. Der russische Überfall auf das Nachbarland Ende Februar 2022 hat den Konflikt aber noch einmal stärker in unser Bewusstsein gerückt. Täglich gibt es Meldungen über mögliche russische Kriegsverbrechen, sich verschiebende Frontlinien und gemeldete Todesopfer. Aber wie beeinflusst der Krieg die Menschen und den Alltag in der Ukraine, in Russland und im Rest Europas? Das wollen wir in unserer Themenwoche Krieg in Europa genauer beleuchten.
Preise steigen in ganz Europa
In ganz Europa steigen die Preise für Lebensmittel und Energie. Grund dafür ist auch der Krieg in der Ukraine. Die EU hat Sanktionen gegen Russland verhängt und Russland liefert immer weniger Gas. Das führt zu Engpässen und deutlichen Preissteigerungen. In Estland ist die Inflation extrem hoch, das Land hat bereits Rekordwerte von 25 Prozent erreicht. Für Estland ist die Situation dramatisch, auch weil die Menschen in Estland im Winter stärker auf Strom und Gas angewiesen sind, als in anderen Ländern: Estnische Winter sind sehr kalt und es gibt nur wenige Sonnenstunden. Außerdem hat Estland besonders hohe Ausgaben wegen des Ukraine Krieges.
Kritik an der estnischen Regierung
Kritik gibt es auch an der estnischen Regierung unter der Präsidentin Kaja Kallas. Geld an Bürgerinnen und Bürger auszubezahlen sieht Kallas kritisch, da das wiederum zu höheren Ausgaben in der Wirtschaft und somit zur Inflationssteigerung führen könne — außerdem könnten sich die Staatsschulden somit ebenfalls erhöhen.
Kallas schlägt EU-Ländern die Zusammenarbeit mit Zentralbanken vor
Kallas schlug vor, dass die Staats- und Regierungsoberhäupter der EU mit den Zentralbanken zusammenarbeiten, um die Folgen des Kriegs in der Ukraine und der Coronapandemie gemeinsam zu bewältigen. Im Vergleich zu vielen anderen europäischen Ländern hat sich Estland schnell von der Coronakrise erholt.
Doch was bedeutet die aktuelle Inflation für die estnische Wirtschaft? Das fragt detektor.fm-Moderator Lars Feyen Kaspar Oja. Er ist Ökonom bei der estnischen Zentralbank. Politikwissenschaftler und Estland-Experte Florian Hartleb erklärt die politischen Hintergründe und Helmut Steuer, Nordeuropa-Korrespondent beim Handelsblatt, weiß wie es der estnischen Bevölkerung in der aktuellen Situation geht.