Babyboom zwischen Tür und Angel
Über 65 000 Babys sind diesen März in Deutschland zur Welt gekommen. Das sind mehr als in allen Vergleichsmonaten seit dem Jahr 1998. Der Babyboom, der schon für letztes Jahr vorhergesagt wurde und dann ausgeblieben ist, kommt also doch. Die schlechte Nachricht ist, die deutschen Krankenhäuser sind darauf nicht vorbereitet.
Vier Fünftel aller deutschen Kreißsäle wurden in den vergangenen Jahrzehnten dichtgemacht: Von über 500 Geburten-Fachabteilungen im Jahr 2005 sind im Jahr 2019 nur noch 86 Stationen übrig geblieben. Das geht aus Zahlen des Statistischen Bundesamts hervor, die detektor.fm vorliegen. Die Anzahl der Betten in den Geburtsstationen ist in dem Zeitraum von über 10 0000 auf rund 2 200 geschrumpft.
Wenn eine Mutter Pech hat, muss sie ihr Kind also sprichwörtlich zwischen Tür und Angel zur Welt bringen, bevor sie in einen überbelegten Kreißsaal gebracht wird.
Eine schwere Geburt
Die Schließungen der Kreißsäle zehren auch an den Kräften der Hebammen in Deutschland. Viele verlassen ihren eigentlichen Traumjob. Diese Situation ist keineswegs neu: Seit Jahren warnen Kritiker und Kritikerinnen vor einem Notstand in der Geburtshilfe und fordern, die Arbeitsbedingungen und Bezahlung für Hebammen zu verbessern. Viel passiert ist bisher allerdings nicht.
Wie es sein kann, dass das deutsche Gesundheitssystem so schlecht auf steigende Geburtenzahlen vorbereitet ist, das hat detektor.fm-Moderator Yannic Köhler Mechthild Hofner vom Bayerischen Hebammen Landesverband gefragt. Sie war selbst Hebamme und setzt sich jetzt für die Interessen der Geburtshelferinnen und -helfer ein. Sie sagt: In Deutschland gebe es viel zu wenig Hebammen.