Strategien der Einflussnahme
Heute ist der zweite Tag eines Gipfeltreffens, zu dem das Weiße Haus zahlreiche Vertreter von Inselstaaten im Pazifik nach Washington geladen hat. Die Konferenz soll Themen wie den Klimawandel, maritime Sicherheit und Entwicklungszusammenarbeit in den Mittelpunkt stellen. Unterschwellig geht es den USA darum, die Länder vom wachsenden Einfluss Chinas in der Region freizuhalten. Das zeigt sich schon an dem Motto, unter dem die Konferenz stattfindet: ,,freier und offener Indo-Pazifik“.
Durch verstärkte Zusammenarbeit versuchen die USA ein Gegengewicht zu China aufzubauen, das sich im Indo-Pazifik zunehmend seine Macht sichert. Die Volksrepublik China hat zum Beispiel mit den Salomon-Inseln zu Beginn des Jahres ein Sicherheitsabkommen abgeschlossen. Seitdem können amerikanische Militärschiffe dort nicht mehr im Hafen anlegen. Das Gipfeltreffen ist also Teil des Machtkampfes zwischen den USA und China. Nirgends sonst auf der Welt ringen die beiden Staaten mehr um Einflussnahme.
Bedeutung des Indo-Pazifik
Der globale Handel findet zu 90 Prozent auf dem Seeweg statt. Allein auf dem indischen Ozean wird fast die Hälfte aller weltweit gehandelten Waren transportiert. Ein Drittel des Öl- und Gas-Handels geht über den Indischen Ozean. Der Begriff Indo-Pazifik umfasst auch einige Nebenmeere. Beispielsweise das Südchinesische Meer, das aufgrund seiner großen Fischbestände und Rohstoffvorkommen stark umkämpft ist. Territoriale Ansprüche erheben neben China auch die Philippinen, Malaysia und Vietnam.
Um territoriale Ansprüche durchzusetzen und durch militärische Präsenz ihre Macht zu demonstrieren, rüsten immer mehr Länder auf. Somit hat der Indo-Pazifik auch aufgrund seiner sicherheitspolitischen Rolle eine große Bedeutung. Da China und die USA die größten militärischen Kapazitäten im Pazifik haben, wächst auch die Gefahr von Konflikten. Dass die Lage jederzeit eskalieren könnte, zeigte sich jüngst in Taiwan.
Welche Interessen die USA und China im Indo-Pazifik verfolgen und wie sie versuchen, ihre Macht auszubauen, hat detektor.fm-Moderator Lars Feyen den Politikwissenschaftler Johannes Plagemann gefragt. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am GIGA Institut für Asien-Studien in Hamburg.