Die Eurobike in Friedrichshafen am Bodensee gilt als Leitmesse der Fahrradbranche. Die großen Fahrradhersteller der Welt, Journalisten und viele europäische Händler haben sich hier einmal im Jahr getroffen, um neue Modelle zu zeigen, zu verkaufen und Trends zu setzen. Doch in den letzten Jahren haben sich immer mehr große Hersteller zurückgezogen und ihren Messeauftritt gestrichen. Denn die bisher übliche Modelltaktung – im Spätsommer stellt man die Produkte der neuen Saison dem (Fach-)Publikum vor – existiert nicht mehr.
Die einen sind gehetzt von diesem Jahreszyklus, die anderen stellen ihre Modelle lieber auf eigenen Events ausgewählten Händlern und Journalisten vor und haben dann deren volle Aufmerksamkeit. Außerdem lassen sich in der global vernetzten Fahrradwelt Produkt-Neuigkeiten nur noch schwer geheim halten. Oft will man das auch gar nicht, musste man zum bisherigen Messetermin doch lange Zeit mit vielen Konkurrenten um die (Netz-)Aufmerksamkeit buhlen. Da kann man auch gleich zum Termin der Wahl messeunabhängig Welle machen.
Neuer Termin zum Tour-Start
Darum hat die Eurobike entschieden, ihren Termin für 2018 vorzuverlegen. Allerdings ist dabei das Wochenende des Tour-de-France-Starts Anfang Juli herausgekommen, was zumindest Rennradhersteller vor große Probleme stellt. Denn das Riesensportereignis bindet nicht nur die Aufmerksamkeit der Sportler und ihrer Teams, sondern auch die der Medien und Hersteller. Wo sollen sie sich also an diesem Wochenende aufhalten?
E-Bikes dominieren Eurobike 2017
Neben dem Termin ändert die Messe auch inhaltlich ihren Charakter. So hält der Dauertrend E-Bike an, was zum Beispiel zu einem Rückgang bei den unmotorisierten Mountainbike-Neuheiten führt. Die motorisierten Fahrräder sorgen einerseits für die benötigten Umsätze. Andererseits besteht die Gefahr, dass sie das klassische Fahrrad kannibalisieren – jedenfalls befürchten das einige, die man wahlweise als Traditionalisten oder auch Aufmerksame bezeichnen kann.
Nur Landes-Politik auf der Messe
In diesem Jahr ist der Messe trotz des Bundestagswahlkampfs von Politikern verhältnismäßig wenig Aufmerksamkeit geschenkt werden. Dabei spielen Mobilitätsfragen in diesem Jahr eine besonders große Rolle. Schließlich drohen in vielen Innenstädten Fahrverbote für Diesel-Autos. Einige Fahrradaktivisten sehen darin auch eine Chance für Fahrrad und E-Bike. Nachdem Angela Merkel vor vier Jahren noch einen viel beachteten Auftritt auf der Eurobike hatte, ist in diesem Jahr nur der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) an den Bodensee gekommen. Dort hat er sich unter anderem dafür ausgesprochen, den Umgang mit der Zwei-Meter-Regel auf lokaler Ebene anzugehen, was ihrer faktischen Bestätigung gleich kommt.
Wie die Stimmung auf der Eurobike 2017 gewesen ist und was er für 2018 erwartet, darüber haben wir mit unserem Technikexperten Jens Klötzer vom TOUR-Magazin aus München gesprochen.