Der weltweite Verkauf von Perücken und Extensions ist ein Milliardengeschäft, der Umsatz soll laut Marktforschern in den kommenden Jahren weiter steigen. Neben Echthaar und Tierhaar wird für Haarverlängerungen oft Kunsthaar verwendet. Das besteht meistens aus Plastik, verursacht große Mengen an Müll und Plastikhaar wird häufig mit giftigen Chemikalien gefertigt. Ein Problem, auf das Cosima Richardson aus Berlin mit Ende 20 aufmerksam wird.
Pflanzliches Kunsthaar
Zu dem Zeitpunkt hat sich Cosima Richardson schon lange mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandergesetzt und will dieses Problem mit einem nachwachsenden Rohstoff lösen: mit Pflanzen. Sie gründet ihr Start-up Kynd Hair und arbeitet in der Entwicklung der pflanzlichen Haarfasern mit dem Thüringischen Institut für Textil- und Kunststoff-Forschung in Rudolstadt zusammen. 150 Versuche braucht es, um eine Faser zu entwickeln, die menschlichem Haar sehr nahe kommt. Gewicht, Haptik, Wasseraufnahme, Reißfestigkeit, Flexibilität und Farbe – alles muss passen. In Europa soll Kynd Hair die erste Firma sein, die pflanzliche Kunsthaare verkauft, weltweit sind es weniger als zehn. Im Sommer soll der Verkauf starten.
Diskriminierungsgrund: Haare
Neben der Nachhaltigkeit ist für Cosima Richardson ein wichtiger Antrieb für ihre Arbeit, auf rassistische Diskriminierung aufmerksam zu machen. Auf der Homepage ihres Start-ups schreibt sie, dass mehr als 50 Prozent aller Schwarzen Frauen Kunsthaar-Extensions oder -Perücken tragen. Die Frauen entscheiden sich aus praktischen, modischen und kulturellen Gründen dafür — oder als Schutz vor rassistischer Diskriminierung.
In dieser Folge des „brand eins Podcasts“ spricht detektor.fm-Moderator Christian Bollert mit Cosima Richardson über ihr Start-up Kynd Hair, den langen Entwicklungsweg zu pflanzlichen Haarfasern und darüber, wieso ihr ehemaliger Arbeitgeber in ihr Geschäft investiert.