Wohlstand und Sicherheit für Europa
Die europäische Idee scheint nicht erst seit dem Brexit in der Krise zu stecken: Technologisch droht Europa von anderen Weltregionen abgehängt zu werden, bei der geopolitischen Polarisierung zwischen den USA und China erscheint die EU eher schwach, die Bevölkerungszahl in den EU-Staaten nimmt generell ab und seit mehr als zwei Jahren bedroht der russische Angriffskrieg die Sicherheit Europas.
Was ist also nötig für ein zukunftsfähiges Europa? Der Ökonom Gabriel Felbermayr hat dazu konkrete Vorschläge vorgelegt. In seinem Buch „Europa muss sich rechnen“ analysiert der Ökonom, wie sich Europa für die Zukunft aufstellen sollte, damit weiterhin Sicherheit und Wohlstand garantiert sind. Demnach müssten in Europa Reformprozesse beginnen, die wirtschaftlich und politisch neuen Schwung bringen. Ohne Zugeständnisse werde es dabei aber nicht gehen. Die Mitgliedsstaaten müssten bereit sein, noch stärker zusammenzuarbeiten. Auf der anderen Seite müsste manches, was bisher in Brüssel entschieden wird, wieder stärker in die Verantwortung der Mitgliedsstaaten gehen. Darüber müsse eine tabufreie Diskussion geführt werden.
Gabriel Felbermayr: EU-Binnenmarkt stärken
Das wichtigste und zentrale Thema des Buches: der Binnenmarkt. Gabriel Felbermayr fordert, dass die Mitgliedstaaten und die EU das Geld für den Ausbau der Standortqualität einsetzen sollten, statt mit Milliardenbeträgen ausländische Konzerne zu überzeugen, in der EU Produktionsstätten zu eröffnen. Der Gedanke: Wenn der EU-Binnenmarkt stark ist, kann er auch als Hebel und „Verhandlungselement“ für den Export und Freihandelsabkommen genutzt werden. Außerdem solle der Binnenmarkt „durch moderne, rechtssichere Abkommen mit Drittstaaten zu Handelsfragen ergänzt werden“. Länder wie Großbritannien, die Türkei und perspektivisch die Ukraine sollen „maximal in den Binnenmarkt integriert werden“.
Gabriel Felbermayr ist Direktor des Österreichischen Institutes für Wirtschaftsforschung und Professor an der Wirtschaftsuniversität Wien. Seine Expertise liegt in weltwirtschaftlichen, insbesondere handelspolitischen Zusammenhängen und darüber schreibt und spricht er regelmäßig in deutschsprachigen Medien.
In diesem Live-Podcast von der Leipziger Buchmesse spricht detektor.fm-Moderator Christian Bollert mit Gabriel Felbermayr über sein Buch „Europa muss sich rechnen“, ein Budget-Recht für die EU und mögliche Netzwerk-Projekte für Europa.
Alle Gespräche von der Leipziger Buchmesse zum Nachhören findet ihr hier.