Fachkräftemangel in der Baubranche
Florian Kuhn ist Inhaber der Kuhn Elektro-Technik GmbH, einem der größten Fachbetriebe für elektronische Installationen in München. Dort arbeiten 350 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und die Firma macht einen Netto-Jahresumsatz von 30 Millionen Euro. Ohne Fachkräftemangel hätte die Firma in den letzten Boomjahren der Baubranche doppelt so viel verdienen können.
Auch Florian Kuhn hat in der Vergangenheit mit Arbeitstrupps aus Polen oder Serbien gearbeitet. Das ist heute jedoch deutlich schwieriger, da in Polen quasi Vollbeschäftigung herrscht und viele Serben nach dem russischen Angriff auf die Ukraine nicht mehr nach Deutschland kommen. Schon vor einigen Jahren hat Kuhn für sich erkannt, dass er langfristig eine Alternative braucht und die Langzeitarbeitslosen ein Potenzial für sich und seine Firma darstellen. Er gibt ihnen eine Chance, lässt sie von seinen Bauleitern und Meistern testen und entlastet damit sein Kernteam. Die Stellen, um die es am Ende geht, schreibt er gar nicht aus.
Qualification on the job
Zwölf Leute sind mittlerweile in Vollzeit angestellt. Sie übernehmen elektrotechnische Tätigkeiten. Andere sind im logistischen Bereich tätig, halten das Lager in Ordnung, machen Zuarbeiten. Es sei „ein spannendes Konzept, das Potenzial von Langzeitarbeitslosen durch Qualification on the Job zu heben“, so die Einschätzung von Ökonomin Sarah Pierenkemper vom Institut der deutschen Wirtschaft. Damit ist gemeint, dass sie durch ihre Beschäftigung neue Fähigkeiten dazulernen.
Und die Motivation, die die neuen Kollegen mitbringen, habe die Motivation der Stammbelegschaft verbessert, sagt Kuhn. Aber nicht immer passt es.
Seit anderthalb Jahren setzt Florian Kuhn das Konzept in seinem Betrieb um als Lösung für das Problem Fachkräftemangel. Parallel hat er auch eine gemeinnützige GmbH gegründet. Das Ziel: 1000 Langzeitarbeitslose integrieren. Dafür sucht er in zehn Branchen jeweils zwei mittelständische Firmen, die Langzeitarbeitslose einstellen. Doch bisher folgt nur die Porzellanmanufaktur Nymphenburg dem Vorbild und möchte fünf bis zehn Langzeitarbeitslose einstellen.
detektor.fm-Moderator Christian Bollert spricht in dieser Episode mit Florian Kuhn über das Konzept, die Erfahrungen und warum sich bisher kaum Mitstreiter finden.