(Auch) Emotionen bestimmen unser Handeln
Menschen sind vernunftbegabte Wesen, die rational handeln. Diesem Satz würden wahrscheinlich viele Menschen zustimmen. Doch schnell würden einige ein „Aber“ anbringen. Und zu diesen Menschen würde ziemlich sicher Marie Luise Schreiter gehören. Sie ist Neurowissenschaftlerin am Max-Planck-Institut für Biologische Kybernetik in Tübingen und beschäftigt sich mit der Rolle von Emotionen für unsere Entscheidungen und unser Handeln.
Dass die Vernunftbegabung und die Rationalität in der Beschreibung des Menschen und seiner Handlungen oft einen Schwerpunkt einnehmen, hat für Schreiter auch etwas mit der Geschichte der Wissenschaft zu tun. Denn die ist zum einen männlich geprägt und hat damit durch traditionelle Zuschreibungen einen Fokus auf klassische kognitive Fähigkeiten. Zum anderen lassen sich kognitive, faktische und rationale Gedankengänge und Handlungsgrundlagen deutlich einfacher erforschen als emotional beeinflusste Verhaltensweisen. Vielleicht liegt die Überbetonung des Rationalen also auch an zu wenig Beschäftigung mit den Emotionen, die unsere Handlungen beeinflussen. Marie Luise Schreiter ist genau denen auf der Spur.
Wenn man eine rationale oder eine bedeutungsvolle Entscheidung treffen möchte, sollte man wissen, wie man gegebenenfalls durch seinen persönlichen emotionalen Zustand eingefärbt ist.
Marie Luise Schreiter

Denn rationale Entscheidungen und das individuelle Wohlbefinden werden besser, wenn man sich der Emotionen bewusst wird, die diese beeinflussen. Wann sollte man Entscheidungen treffen? Welche negativen Einflüsse lassen sich vermeiden und wie ist es zu bewerten, wenn man wichtige Entscheidungen im Zustand eines emotionalen Hochgefühls trifft?
Gespräch auf dem Machn-Festival in Leipzig
Auf dem Machn-Festival in Leipzig hat Marie Luise Schreiter einen Vortrag mit dem Titel „Gefühl steuert Fokus: Warum Wissen über Emotionen Teil rationaler Entscheidungsprozesse sein muss“ gehalten und detektor.fm-Moderator Christian Bollert hat im Anschluss ein Interview mit ihr geführt, um die gewonnenen Erkenntnisse zu vertiefen. Das Wissen über Emotionen ist dabei auch in vermeintlich rationalen Zusammenhängen wie dem Arbeitsleben interessant und betrifft sowohl Angestellte als auch Führungskräfte und deren Kommunikation, Entscheidungsfindung und die Qualität der Zusammenarbeit. Dabei sollte die Auseinandersetzung mit dem aufgeklärten emotionalen Bewusstsein Schreiters Meinung nach schon deutlich früher ansetzen.
Man müsste schon in der Schule anfangen, emotionales Bewusstsein zu lernen und vielleicht auch nicht nur immer diese kognitive Fähigkeit bewerten, sondern eben auch, wie gut man sich auf verschiedene soziale Situationen einstellen kann.
Marie Luise Schreiter
Wie Emotionen unser Handeln und unsere Entscheidungen beeinflussen und was ein aufgeklärtes emotionales Bewusstsein ist, darüber spricht detektor.fm-Moderator Christian Bollert in dieser Folge des „brand eins Podcasts“ mit der Neurowissenschaftlerin Marie Luise Schreiter.